Grönlands Schätze sorgen für Zündstoff

Regierungschef setzt auf billige Arbeiter aus China, um die Rohstoffe auszubeuten.

Kopenhagen/Nuuk. Grönland will die Nutzung seiner Bodenschätze mit Milliardeninvestitionen und Personal aus China in Gang bringen. Die Aussicht auf tausende chinesische Arbeiter sorgt aber auch für Zündstoff auf der Polarinsel und anderswo. Vor allem in Kopenhagen, der Hauptstadt des Mutterlandes Dänemarks, warnen Kritiker, dass die Grönländer auf der Jagd nach Wohlstand und Unabhängigkeit durch Rohstoffe „Sozialdumping“ akzeptieren.

Grönlands Regierungschef Kuupik Kleist hat im Dezember ein Sondergesetz für industrielle Großprojekte durchgesetzt, für die Mindestlöhne und andere eigene Standards bei den Arbeitsbedingungen nicht zwingend gelten sollen. Hintergrund ist die Absicht des mit chinesischem Kapital betriebenen Unternehmens London Mining, an Grönlands Westküste Eisenerz abzubauen.

Der Klimawandel macht das Projekt mit geschätzten Investitionen von 14 Milliarden Kronen (1,9 Milliarden Euro) möglich und die Jagd nach Grönlands gewaltigen Bodenschätze insgesamt immer attraktiver. Mit gerade mal 56 000 Bewohnern und einer notorisch leeren Staatskasse verfügen die Grönländer selbst auch nicht im Ansatz über personelle und finanzielle Ressourcen dafür.

Dass der auf Grönland geltende Mindestlohn von derzeit etwa 80 Kronen (elf Euro) sowie andere Standards für Arbeitsbedingungen für ausländische Großinvestoren außer Kraft gesetzt werden soll, hat auch die dänischen Gewerkschaften auf den Plan gerufen. „Das ist total inakzeptabel und bricht mit internationalen Konventionen. Wir werden gegen die Regierung klagen“, wird Verbandschef Poul Erik Skov Christensen zitiert.

Für Kuupik Kleist geht es vorerst auch darum, dass er die bis 2. Juni anstehenden Wahlen auf seiner Insel gewinnen möchte. Die Mehrheit der Bürger hofft auf eigenen Wohlstand mit völliger Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht Dänemark.

Kritiker fürchten aber, dass eine Invasion von Menschen und Kapital aus China die größte Insel der Welt mit der Bevölkerungsstärke eines deutschen Landkreises überfordern könnte. „Da geht es vor allem um das ungleiche Kräfteverhältnis, den Zuzug so vieler Fremder, Umweltbelastungen und Angst vor neuen sozialen Problemen“, sagt eine grönländische Regierungsbeamtin.

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