Greser & Lenz: Karikaturen unter Polizeischutz

Hanau (dpa) - Die Karikaturen-Ausstellung der Künstler Greser & Lenz in Hanau hat bereits vor ihrer Eröffnung für erheblichen Wirbel gesorgt. Nach dem Attentat in Paris auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ wurde die Schau mit ihren auch religionskritischen Exponaten zuerst abgesagt und dann - um ein Zeichen zu setzen - doch wieder zugesagt.

Greser & Lenz: Karikaturen unter Polizeischutz
Foto: dpa

Am Donnerstag gewährten Künstler und Veranstalter Einblicke in die Werkschau vom 14. März bis 31. Mai. Sie wird von verschärften Sicherheitsvorkehrungen und Polizeischutz begleitet.

Wie religionskritisch ist die Ausstellung?

Die Werkschau mit ihren rund 220 Exponaten bietet ein breites Spektrum. Es geht um Politik, Zeitgeschichte, Wirtschaft, Kultur, Medien, Technik und Sport. Religion nimmt nur einen Teil ein.

Wird der Islam auf die Schippe genommen?

Der Islam wird - wie auch die katholische Kirche - in einigen Zeichnungen kritisiert. Durch den Kakao gezogen werden radikale Islamisten, Al Kaida und die IS-Terroristen. Ein Kämpfer schimpft: „Bereitschaftsdienst, Überstunden, Urlaubssperre, oh wie ich ihn hasse, diesen verdammten 11. September.“

Ist eine Mohammed-Karikatur zu sehen?

Eine Zeichnung trägt den Titel „Im Himmel ist der Teufel los“. Gott und Mohammed reden im Himmel über die Anschläge radikaler Islamisten. Gott motzt: „Mohammed, ich fasse nicht! Wegen deiner Idioten müssen wir jetzt auf die wunderbaren Witze über uns verzichten.“

Werden durch die Schau religiöse Gefühle verletzt?

Kurator Claudio Hils sagte: „Ich kann nicht ausschließen, dass sich irgendjemand beleidigt fühlt.“ Auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) glaubt, dass sich der eine oder andere auf den Schlips getreten fühlen könnte. Satire müsse aber provozieren und die Sinne schärfen. In Anlehnung zum historischen Ausspruch des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff befand er: „Ja, die Karikatur gehört eben auch zu Deutschland. Dazu sollten wir uns bekennen.“

Was sagen die Künstler zur Schärfe ihrer Werke?

Der religionskritische Anteil ist laut den Künstlern gering. Sie können die Fokussierung und Aufgeregtheit dazu nicht nachvollziehen. Es sei nur ein einziges Blatt, das vielleicht einige Leute ärgern werde, sagte Heribert Lenz. Achim Greser sagte scharfzüngig: „Wir befürchten, dass dadurch Erwartungen geschürt werden, dass hier zum Beispiel der Mohammed endlich mal nackig gezeigt wird, oder beim Geschlechtsverkehr, möglichst mit Tieren.“ Diese geifernden Erwartungen würden enttäuscht werden beim Besuch der Ausstellung.

Was folgt aus dem Hickhack um die Zu- und Absage der Werkschau?

Die Begleitumstände haben zu einer wesentlich erhöhten Aufmerksamkeit geführt. Allein beim Rundgang am Donnerstag drängten sich Reporter, Fotografen und Kamerateams. Die verstärkte Berichterstattung könnte zu hohen Besucherzahlen und Mehreinnahmen für die Stadt führen. Die Künstler können sich über einen gewaltigen Werbeeffekt freuen.

Wie kam das Hin und Her von Ab- und Zusage zustande?

Nach dem Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ prägte das Thema „Gefahr durch radikale Islamisten“ die öffentliche Diskussion. Die Stadt Hanau fürchtete, die Schau nur mit erheblichen Sicherheitsvorkehrungen zeigen zu können. Die Absage folgte laut dem Rathaus aus finanziellen Gründen. Wenig später der Sinneswandel: Flagge zeigen. Die Planungen wurden wieder aufgenommen.

Wie sehen die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen aus?

Die Polizei spricht von „verstärkter Präsenz“, ohne Details zu nennen. Die Stadt erstellte mit der Polizei ein Sicherheitskonzept, das die Kommune nach eigenen Angaben 120 000 Euro kostet. Es gibt Sicherheitsleute innerhalb und außerhalb des Museums. Besucher müssen sich auf Taschenkontrollen, Leibesvisitationen und Videoüberwachung einstellen. „Sicherheit wird gewährleistet, so weit man das nach menschlichem Ermessen zusichern kann“, sagte Kaminsky.

Ist die Ausstellung neu?

In Friedrichshafen war sie bereits im Vorjahr zu sehen, 10 000 Besucher waren da.

Welchen Stellenwert haben die Werke?

Greser & Lenz zählen zu den bekanntesten Karikaturisten in Deutschland. Kaminsky gerät bei den preisgekrönten Künstlern ins Schwärmen. Er sagt: Die Arbeiten seien von „intellektuellen, analytischen Höchstleistungen“ geprägt. „Ihre Karikaturen sind an Originalität kaum zu überbieten.“

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