Glosse : Ernie und Bert und ihr kurzer schwuler Frühling
Düsseldorf Womöglich hat sich Mark Saltzman, seit 1984 Skript- und Liedautor der Kinderserie „Sesamstraße“ nicht viel dabei gedacht, als er meinte, in einem Interview das Geheimnis um Ernie und Bert lüften zu können.
Er habe, beschied er dem Szenemagazin „Queerty“, die beiden legendären Puppen immer als Paar empfunden und sie auch in keinem anderen Kontext gesehen, dabei aber „keine große Agenda“ gehabt. Die Agenda machten in der Folge andere daraus: „Ernie und Bert sind schwul“, bejubelte die Community die quasi offizielle Bestätigung geheimer Wunschträume.
Denn das ungleiche Paar mit Vorlieben für Quietscheentchen (Ernie) und Tauben (Bert) gilt unter Schwulen schon lange als Ikone gleichgeschlechtlicher Beziehungen. 2011, als die Ehe für alle in Deutschland noch in weiter Ferne lag, gab es schon mal eine Online-Petition für eine Hochzeit der beiden.
Aber wollen wir wirklich wissen, was sich abspielt zwischen dem Quergestreiften und dem Längsgestreiften, wenn sie nebeneinander im Schlafzimmer liegen und die Kamera sich diskret zurückzieht? Die Macher der „Sesamstraße“ haben das schon immer zu verhindern gesucht mit dem Hinweis: „Sie sind nicht homosexuell, sie sind nicht heterosexuell, sie sind Puppen. Sie existieren unterhalb der Taille nicht.“