Gloria von Thurn und Taxis: Erst Punkfürstin, dann Moralistin

Gloria von Thurn und Taxis wird 50 Jahre alt. Früher pflegte sie schrille Auftritte, heute den Familienkonzern.

Regensburg. Einst war sie die Punkerin des Hochadels, dann die knallharte Saniererin des angeschlagenen fürstlichen Wirtschaftsimperiums, inzwischen macht sie mit demonstrativ gelebtem Katholizismus Schlagzeilen. Heute feiert Gloria von Thurn und Taxis ihren 50. Geburtstag.

Die Adelige rückte 1980 durch die Heirat mit dem 34Jahre älteren Johannes Prinz von Thurn und Taxis ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Sie war 20 Jahre alt, hatte mittlere Reife und keine Ausbildung. Er gehörte zum Hochadel. Die Thurn und Taxis waren bis 1806 ständige Vertreter des Kaisers beim Reichstag. Im 19. Jahrhundert hatten sie das Postmonopol, bis heute sind sie die größten Waldbesitzer Europas.

Gloria brachte viel frischen Wind ins Haus. Dank extravaganter Garderobe und schrillen Frisuren machte sie als punkiges Glamour-Girl Medienkarriere. Doch 1990 starb ihr Mann. Es stellte sich heraus, dass seine Unternehmen angeschlagen war.

Die junge Witwe krempelte die Ärmel auf und tritt seither "einen Ticken madamiger" auf, wie sie in einem TV-Porträt sagte. Die Frisur ist kurz und praktisch, die Schuhe flach, oft trägt sie Dirndl, gern eine artige Perlenkette.

Ähnlich pragmatisch ging sie bei der Rettung des wackelnden Imperiums vor. Die Privatbank und die Brauereien wurden verkauft. Kunstwerke wurden versteigert, um Geld herein zu bekommen.

Das riesige Stammschloss St. Emmeram bei Regensburg öffnet Gloria teilweise für die Öffentlichkeit, vermietet für Kongresse, veranstaltet ein Festival im Schlosshof.

Seit Jahren lässt die Fürstin kaum eine Gelegenheit aus, erzkonservativen Katholizismus zu verbreiten. Mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner hat sie sogar ein Buch zu dem Thema verfasst. Wenn Gloria für ihre Kirche wirbt, klingt das zuweilen aber recht schlicht. Die Pille hält sie für eine Form der Abtreibung, "der Papst und die Bischöfe sind die Garanten unseres Glaubens".

Auch bei gesellschaftlichen Themen wie Aids ist sie dank schlichter Antworten immer für einen Aufreger gut. 2001 sagte sie, dass die Menschen in Afrika an Aids sterben, "weil der Schwarze gerne schnackselt" (Sex hat).

Binden lässt sich die Fürstin politisch nicht. 2004 hatte die CSU sie für die Bundesversammlung nominiert, damit sie als eine von 1224 Delegierten den Bundespräsidenten wählt. Gloria von Thurn und Taxis stimmte aber nicht für den Unionskandidaten Horst Köhler, sondern für die SPD-Frau Gesine Schwan und erzählte auch freimütig davon. Vor Köhlers Wiederwahl im vorigen Jahr hat die CSU dann lieber auf die Fürstin verzichtet.

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