Berlin Wer viel verdient, der erbt auch viel

Eine Studie zeigt, dass Erbschaften zusätzlich zu ungleicher Vermögensverteilung beitragen.

Berlin: Wer viel verdient, der erbt auch viel
Foto: Andrea Warnecke/dpa

Berlin. Menschen mit hohen Einkommen erhalten überdurchschnittlich häufig und in größerem Maße zusätzlich Geld aus Erbschaften und Schenkungen als Menschen mit geringeren Einkünften. Das geht auch einer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geforderten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlicht wurde.

Erbschaften trügen insofern dazu bei, dass Ungleichheiten der Vermögensverteilung über die Generationen weiter zunehmen. "Erbschaften und Schenkungen können als Kanal angesehen werden, durch den bestehende Chancenungleichheit und die resultierende ökonomische Ungleichheit verstärkt werden", erklärten die DIW-Experten Christian Westermeier und Markus Grabka sowie Anita Tiefensee von der Hertie School of Governance.

Die Studie konzentrierte sich auf Westdeutschland, da laut DIW für den Osten Daten aus der Zeit vor der Wiedervereinigung nicht ausreichten. Konkret hatten demnach in Westdeutschland Haushalte, die zum bestverdienenden Fünftel gehörten, bis zum Jahr 2010 Erbschaften oder Schenkungen von im Schnitt 304.000 Euro erhalten. Im mittleren Fünftel waren es durchschnittlich 158.000 Euro und im untersten Fünftel 97.000 Euro. Berücksichtigt wurden dabei auch zurückliegende Erbschaften und Schenkungen, nicht aber Transfers zwischen Ehepartnern oder an noch im Haushalt der Eltern lebende Kinder. Ein Ausgleich durch Steuern fand der Studie zufolge kaum statt.

"Die Besteuerung von Erbschaften und Schenkungen ist derzeit nicht geeignet, der Kluft zwischen Arm und Reich entgegenzuwirken", schrieben die Wissenschaftler. Der statistische Zusammenhang zwischen hohen Einkommen und hohen Transfers durch Erbschaften und Schenkungen gilt der Studie zufolge in ähnlicher Weise auch für die ebenfalls untersuchten europäischen Länder Frankreich, Spanien, Österreich, Belgien, Griechenland und Portugal. In der Regel könnten auch Privatvermögen jeweils weitgehend steuerfrei an die nächste Generation übertragen werden, hieß es. (AFP)

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