Fernseharzt Martin Gruber TV-Star Hans Sigl alias der Bergdoktor: „Ich werde oft um Rat gefragt“

München. · Interview TV-Star Hans Sigl über seine Rolle als Bergdoktor Martin Gruber, das Erfolgsrezept der Alpendramen und die Sehnsucht nach Heimat.

 Das „Bergdoktor“-Team: Andrea Gerhard (als Linn Kemper, von links), Hans Sigl (als Dr. Martin Gruber), Ronja Forcher (als Lilli Gruber) sind in vielen Wohnzimmern bekannte Gesichter.

Das „Bergdoktor“-Team: Andrea Gerhard (als Linn Kemper, von links), Hans Sigl (als Dr. Martin Gruber), Ronja Forcher (als Lilli Gruber) sind in vielen Wohnzimmern bekannte Gesichter.

Foto: ZDF und ANGI LEICHTFRIED/ANGI LEICHTFRIED

Er ist Deutschlands beliebtester Fernseharzt: Bergdoktor Martin Gruber, gespielt von Hans Sigl. Bis zu sieben Millionen Zuschauer fiebern mit, wenn der smarte Mediziner den Alltag als Arzt und sein turbulentes Familienleben unter einen Hut kriegen muss.

Herr Sigl, lieben Sie die Berge?

Hans Sigl: O ja, das ist schon meine Landschaft, die Berge sind meine Heimat. Sie geben mir Kraft und Ruhe, sie fordern mich heraus und beruhigen mich. Ich bin in den Bergen aufgewachsen, und seit fast 20 Jahren drehe ich in den Bergen. Der Wilde Kaiser ist mein Favorit.

Darf’s im Urlaub trotzdem mal der Strand sein?

Sigl: Unbedingt, schon allein, weil ich wahnsinnig gerne tauche. Ich bin nicht nur ein Berg-, sondern auch ein Wassermensch (lacht).

Der Bergdoktor begeistert immer noch bis zu sieben Millionen Zuschauer. Wie kommt’s?

Sigl: Das ist mittlerweile eine lange Liebesbeziehung zwischen der Serie und den Zuschauern, die uns ins Herz geschlossen haben. Die Leute lieben einfach die emotionalen Geschichten, die wir ihnen anbieten, glaube ich, gerade im Zeitalter von Mord und Totschlag, mit denen sie sonst so im Fernsehen konfrontiert werden. Krimis sind ja allgegenwärtig, und unsere Serie ist eine schöne Abwechslung davon. Ich glaube, das Publikum liebt auch die Figuren, allen voran vielleicht den von mir gespielten Arzt, der niemals sein Glück finden wird, aber medizinisch ziemlich weit vorne ist (lacht). Nicht zu vergessen: Er darf auch noch in einer herrlichen Umgebung Leben retten.

Welchen Anteil am Erfolg hat die Alpenlandschaft, die da immer sehr malerisch in Szene gesetzt wird?

Sigl: Einen großen Anteil, ganz klar. Man schaut als Zuschauer natürlich lieber auf eine imposante Berglandschaft als auf einen tristen Hinterhof in einer grauen Stadt. Insofern ist das Bergmassiv des Wilden Kaisers ein ganz wichtiger Kollege, der uns allen immer wieder Stabilität und Kraft verleiht, um es mal so zu formulieren.

Wie wichtig ist der Faktor Heimat? Holen sich viele Zuschauer bei Ihnen auch so etwas wie Heimatgefühl ab?

Sigl: Das kann durchaus sein, wobei ich nicht glaube, dass das irgendwas mit einer seltsam angestoßenen Diskussion um einen neuen Heimatbegriff oder so zu tun hat. Ich denke, da geht es mehr um eine gewisse Wohligkeit und Wärme. Wir erzählen die Geschichte eines Mannes um die 50, der bei seiner Mutter auf dem Bauernhof lebt, die Familie ist ihm wichtig. Ich glaube, das vermittelt eine gewisse Stabilität, die Menschen mögen und die man auch Heimat nennen kann. In Tirol, wo wir drehen, sind solche traditionellen Familien ja noch gang und gäbe, aber das gilt für viele andere Regionen in Deutschland oder Österreich ja nicht unbedingt.

Verbreiten Sie mit Ihrer Serie auch ein bisschen Heile-Welt-Stimmung?

Sigl: Das glaube ich nicht, ganz im Gegenteil: Bei uns geht es ja häufig um Krankheit und Tod, da stehen also nicht gerade die heitersten Themen im Mittelpunkt.

Aber der von Ihnen gespielte Doktor Martin Gruber ist doch zu gut um wahr zu sein, oder?

Sigl: Klar, das ist ein Arzt, wie ihn sich viele wünschen. Gerade in einer Zeit der medizinischen Zweiklassengesellschaft und von Ärztemangel auf dem Land ist Martin Gruber auch ein Wunschbild, das viele Patienten von einem Mediziner haben. Viele Menschen sehnen sich nach einem solchen Arzt, das zeigen uns die vielen, vielleicht ja auch nicht ganz ernst gemeinten Zuschriften, die wir bekommen. Das aber hat nichts mit der unreflektierten Verbreitung von Heile-Welt-Stimmung zu tun, sondern ist ein Gegenentwurf zu einer medizinischen Realität, die für viele sehr schmerzhaft ist.

Werden Sie auf der Straße um medizinischen Rat gebeten?

Sigl: Nein, ich glaube das ist mit Dr. Brinkmann von der „Schwarzwaldklinik“ ausgestorben, dem verstorbenen Kollegen Klausjürgen Wussow soll das ja öfter passiert sein. Was ich aber feststelle ist, dass mich manche Zuschauer regelrecht für einen Vertrauten halten, weil ich so oft im Wohnzimmer bei ihnen zu Gast bin. Da werde ich dann völlig unerwartet mit sehr persönlichen Geschichten konfrontiert und oft auch um Rat gefragt.

Nervt Sie das?

Sigl: Nein, das nervt mich nicht, überrascht mich aber manchmal.

Sie sind dieses Jahr 50 geworden – ein Einschnitt in Ihrem Leben?

Sigl: Sagen wir mal so, ich bin echt froh, 50 geworden zu sein und empfinde eine große Ruhe und Gelassenheit, außerdem fühle ich mich topfit. Wenn man in seinen Vierzigern steckt, hat man ja ein bissel Bammel vor der 50, aber ich muss sagen: Es tut überhaupt nicht weh, und ich finde es sogar ziemlich cool, 50 zu sein (lacht). Es fühlt sich gut an.

Noch keine Zipperlein im Anmarsch?

Sigl: Im Gegenteil, ich fühle mich topfit und habe vor kurzem sogar meine Ernährung umgestellt, um das Gewicht wieder zu verlieren, das ich mir für den Thriller „Flucht durchs Höllental“ draufpacken musste. Ich habe Zucker, Alkohol und Kohlenhydrate weggelassen und so 20 Kilo verloren. Das kommt auch dem Bergdoktor zugute (lacht).

Und wie lange möchten Sie ihn noch spielen? Es gab Gerüchte, dass Sie ans Aufhören denken.

Sigl: Das waren in der Tat haltlose Gerüchte, ich habe so etwas nie gesagt. Ans Aufhören denke ich noch lange nicht. Gut, den 60. Geburtstag werde ich wahrscheinlich nicht als Bergdoktor erleben, aber eine Weile möchte ich das schon noch machen.

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