TV-Nippon liebt Survival-Klamauk

Tokio (dpa) - Ein Leben auf einer unbewohnten Insel wäre für die meisten Japaner eine wohl geradezu grausige Vorstellung.

Ohne Hightech-Klos mit beheizter Brille und Warmwasser-Bidet, ohne Getränkeautomaten, ohne 24-Stunden-Supermärkte, ohne ständige Lautsprecherdurchsagen, die einen sicher durchs Leben führen? Oder noch schlimmer: ohne Sushi, Sake und andere heimische Gaumenfreuden? Umso exotischer und aufregender, wenn sich beliebte Fernsehstars sowas Furchtbares antun - natürlich nur für ein paar Tage. Um solche und andere Herausforderungen geht es in der seit Jahren erfolgreichen Sendung „Stellt die goldene Legende“ des Fernsehsenders TV Asahi.

Die Sendung reicht zwar nicht an den alljährlich in der Neujahrsnacht ausgestrahlten Gesangswettbewerb „Kohaku Uta Gassen“ des öffentlich-rechtlichen Senders NHK heran, der gerade im vergangenen Jahr wieder mit 42,5 Prozent die höchste Einschaltquote des Jahres erzielte und eine der beliebtesten Sendungen in der japanischen Fernsehgeschichte überhaupt ist. Dafür zählt aber „Stellt die Goldene Legende“, die bereits seit zwölf Jahren läuft, zu den populärsten japanischen Spektakel-Shows. Sie hat alles, was das japanische Publikum an seichter Unterhaltung schätzt: Es geht laut und lachend zu, je alberner desto besser, und außerdem dreht sich ständig alles ums Essen - nichts lieben die Japaner mehr.

Bei „Ikinari! Ougon Densetsu“ (Stellt die Goldene Legende) geht es oft um einen Wettbewerb zwischen zwei Gruppen. Anlässlich des 55. Jubiläums beim Fernsehsenders TV Asahi gab es neben der sonst einmal wöchentlich ausgestrahlten Sendung in diesem Jahr eine fünfstündige Sondershow, die einen ganzen Sonntagabend füllte. Dabei ließen sich eine Sängerin und ein Model auf der einen sowie zwei Komiker auf der anderen Seite Herausforderungen rund um die Zahl 55 einfallen.

Die beiden Frauen nahmen sich vor, bei ihrem „Survival“-Einsatz 55 Gerichte aus den verschiedensten Zutaten, die sie auf einer einsamen Insel finden konnten, zuzubereiten. Zudem sollte es ein Feuerwerk geben. Einer der beiden Männer stellte sich der Aufgabe, 55 Fische mit einer primitiven Harpune in Form eines Spießes wie bei Neptun zu fangen, der andere wollte 55 Möbel zusammenzimmern.

Und weil die Sendung so erfolgreich ist, gibt es zu dem besonders beliebten „Survival“-Thema auch gleich noch das passende Videospiel für tragbare Spiele-Konsolen. Ein anderes Mal geht es in der Fernsehsendung darum, mit umgerechnet 100 Euro vier Wochen lang zu überleben. Nicht auf einer einsamen Insel, sondern im normalen Alltag. Von dem Geld müssen die Teilnehmer Lebensmittel, Wasser, Gas und Strom bezahlen. Wer am Ende am meisten Geld übrig hat, gewinnt und wird zur „goldenen Legende“. Ein Thema, dass durchaus Realitätsbezug hat, schließlich müssen immer mehr Japaner angesichts der Wirtschaftskrise den Gürtel enger schnallen. Auch in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ist Armut kein Fremdwort mehr. Klamauksendungen wie „Stellt die Goldene Legende“ mögen dabei ein Mittel sein, auf amüsante Weise vom Ernst des Alltags abzulenken.

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