Tod von Reemtsma-Entführer Koszics bei „XY...ungelöst“

Hamburg (dpa) - Nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ zum mysteriösen Tod von Reemtsma-Entführer Wolfgang Koszics hat die Hamburger Polizei erste interessante Hinweise zu dem Fall bekommen.

Tod von Reemtsma-Entführer Koszics bei „XY...ungelöst“
Foto: dpa

Unter anderem hätten sich Personen gemeldet, die die Ermittler vor Jahren kontaktiert hatten und zu denen die Verbindung dann abgerissen war, teilte eine Sprecherin der Sendung. Kriminalhauptkommissar Christian Meinke vom Landeskriminalamt Hamburg betonte, Ermittlungen wie die im Fall Koszics bräuchten Zeit.

Die Leiche des 72-Jährigen war am 10. Februar 2014 im Meer vor der portugiesischen Stadt Sagres an der Algarve entdeckt worden. Die Polizei des Landes vermutet, dass Koszics von einer Klippe gestürzt ist und geht von einem Selbstmord aus. Das Hamburger Landeskriminalamt hält jedoch ein Tötungsdelikt für möglich.

„Insgesamt sind es ein paar Merkwürdigkeiten zu viel für einen Selbstmord“, sagte Meinke. Die Leiche habe im Meer ohne Hose und Papiere getrieben. In Koszics' Blut seien fast vier Promille Alkohol gemessen worden, obwohl er kein Trinker gewesen sein soll.

Koszics hatte 1996 zu der vierköpfigen Bande um Thomas Drach gehört, die den Hamburger Millionenerben Jan Philipp Reemtsma in einem Verlies in Garlstedt bei Bremen festgehalten hatte. Nach 33 Tagen ließen die Täter den Sozialwissenschaftler für umgerechnet rund 15 Millionen Euro frei. Vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur. Koszics war Ende Mai 1996 in der spanischen Stadt Murcia festgenommen worden. Am 14. Februar 1997 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren.

Nach seiner Entlassung aus der Haft im Jahr 2011 fühlte sich Koszics nach Darstellung von „XY...ungelöst“ bedroht, besonders nach Drachs Freilassung im Oktober 2013. Der hatte der Sendung zufolge vor Gericht erklärt, Koszics habe die Hälfte des Lösegelds erhalten. Gegenüber der Polizei habe Koszics dagegen darauf beharrt, nur einen geringen Teil des Lösegelds bekommen zu haben. „Wir reden dann immerhin noch über zwei bis vier Millionen D-Mark“, sagte Meinke. Der Kommissar hält es für möglich, dass 1996 noch Geld vergraben wurde und dass Koszics auf zwei Reisen nach Marseille Anfang 2014 nach Geldverstecken suchte. „Ein echter Unterwelt-Krimi“ - so präsentierte der Moderator der Sendung, Rudi Cerne, den Fall.

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