Thronwechsel: König, Bube, Dame, Krönung

In den europäischen Königshäusern stehen in den nächsten Jahren Thronwechsel an. Den Anfang machen die Niederländer.

Düsseldorf. Europas Regenten befinden sich im besten Rentenalter. Die Queen ist seit Sonntag rüstige 87. Belgiens Albert II. rangiert mit 78 dahinter. Norwegens Harald V. ist nur zwei Jahre jünger. Und Spaniens Juan Carlos und Beatrix, Königin der Niederlande, feierten in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Dänemarks Margrethe II. mit 73. und Schwedens Carl XVI. Gustaf mit 66 Jahren sind noch die Jüngsten. Noch. Den Generationswechsel, der zu erwarten ist, läuten die Niederländer am Dienstag ein, wenn Willem-Alexander seiner Mutter Beatrix auf den Thron folgt. Wie sieht es bei den anderen aus?

So locker geht der Buckingham Palast mit dem Wachwechsel nicht um. Die Windsors sind geprägt vom Trauma der Abdankung: Als Elizabeths Onkel 1936 dem Thron entsagte, um eine geschiedene Amerikanerin zu heiraten, galt dies als Verrat und stürzte Großbritannien in eine tiefe Verfassungskrise. Das ist unvergessen. Elizabeth wird die Krone vor diesem Hintergrund sicher nicht vorzeitig an Sohn Charles (64, Foto) übergeben. Erst mit ihrem Tod wird der Prinz König. Lange schon wünscht sich ein Drittel der Briten aus Antipathie gegenüber „Rottweiler“ Camilla (66), dass nicht Charles, sondern gleich William mit Catherine an die Spitze rückt. Doch Thronfolge ist kein Wunschkonzert. Und so behalten die Senior-Royals zwar das Krönchen auf, geben hinter den Kulissen aber immer mehr Aufgaben an Kinder und Enkel ab.

Nach Kritik, weil er in Botswana Elefanten jagen wollte, musste Juan Carlos zwar sein Amt als Ehrenpräsident der Naturschutzorganisation WWF niederlegen. Doch den Thron herzugeben, daran denkt der König trotz Skandalen, künstlichen Hüftgelenken und jüngst einer Bandscheiben-OP nicht. In einem Fernsehinterview zu seinem 75. Geburtstag Anfang Januar betonte er, die Regentschaft „energisch“ fortsetzen zu wollen. Kronprinz Felipe (45, Foto) und seine Frau Letizia (41) werden sich gedulden müssen.

In Dänemark führt Margrethe II. das älteste europäische Königshaus. Eine Frau, die sich volksnah gibt, schon mal mit dem Rad in Kopenhagen unterwegs ist, Dackel liebt, Kette raucht und sich künstlerisch betätigt. Von ihrem Gatten (ein französischer Graf) heißt es, er spreche bis heute nicht ordentlich Dänisch. Thronfolger Frederik (44, Foto) ist mit der Australierin Mary (41) verheiratet, die er im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney kennenlernte. Das Paar hat vier Kinder.

Sie sind traditionell eng miteinander, die skandinavischen Königshäuser. Deshalb ist Dänemarks Mary auch Taufpatin von Estelle, der kleinen Tochter von Schwedens Kronprinzessin Victoria (35, Foto) und ihres Ehemanns Daniel (39). Die kleine Familie ist ausgesprochen beliebt — in Deutschland auch wegen der Frau Mama, der gebürtigen Heidelbergerin Silvia Sommerlath (69). Ob Magersucht oder Legasthenie: Mit dem offenen Bekenntnis zu Schwächen eroberte Victoria die Herzen. Und macht es damit dem Vater, der 2013 sein 40. Thronjubiläum feiert, nicht eben leichter. Der sieht sich immer wieder mit Spekulationen um sexuelle Ausschweifungen konfrontiert. 68 Prozent der Schweden meinen deshalb, es werde höchste Zeit, an Victoria zu übergeben.

Die Kombination aus Königskind und bürgerlichem Partner hat in Norwegen lange für Wallung gesorgt. Die relativ junge Monarchie stellte Kronprinz Haakon (39, Foto) auf die Probe, als er Mette-Marit (39) wählte. Was zunächst wie ein Märchen klang, beschäftigte bald die Klatschpresse. Denn Mette-Marits Vergangenheit ist wenig royal. Sie brachte einen Sohn mit in die Ehe, und in ihrem Vorleben spielten Drogen eine Rolle. Doch die Norweger haben sich an das Paar, das noch zwei gemeinsame Kinder hat, gewöhnt. Vor allem die Reaktion nach dem Amoklauf auf der Insel Utoya im Jahr 2011 hat viele Untertanen versöhnt. Mette-Marit hat gewonnen, was ihrer ebenfalls bürgerlichen Schwiegermutter, Königin Sonja, verwehrt blieb: die tiefe Zuneigung der Norweger.

Das belgische Königshaus, angeführt von Albert II., erwies sich während der Staatskrise der vergangenen Jahre als Klammer um die verfeindeten Flamen und Wallonen. In Person: Prinzessin Mathilde (40). Die adelige Familie der Ehefrau von Thronfolger Philippe (53, Foto) hat Wurzeln in beiden Volksgruppen.

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