Thomas Gottschalk verlängert mit RTL

Berlin (dpa) - Vor wenigen Tagen, am 18. Mai, wurde Thomas Gottschalk 63 Jahre alt. Thomas Gottschalk - 63!

Der Berufsjugendliche mit dem ewig blonden Haarschopf hat ein Alter erreicht, in dem manch Deutscher in den Vorruhestand eintritt, Rosen züchtet, die Briefmarkensammlung pflegt oder von der Parkbank aus das Weltgeschehen kommentiert.

Nicht so Gottschalk: Der Entertainer kann es nicht lassen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Deutschlands größter Privatsender, RTL, den Entertainer trotz der quotentechnisch mageren Vorstellung bei der Castingshow „Das Supertalent“ für weitere zwei Jahre „exklusiv“ mit neuen Showformaten für die „Primetime“ unter seine Fittiche nimmt. Statt sich auf die faule Haut zu legen, startet Gottschalk also noch einmal durch.

Nicht auszuschließen, dass es bei RTL zum Gipfeltreffen der großen Zampanos kommt: Günther Jauch, bei RTL seit Jahren in besten Händen, und Gottschalk könnten in einem gemeinsamen TV-Format auftreten, spekulierte die „Bild“-Zeitung. Jauch und RTL wollten dies nicht kommentieren. „Aus meiner Sicht ist es wirklich noch viel zu früh, um da mit Einzelheiten aufwarten zu können“, sagte Jauch.

Es wäre auch erst das zweite echte Miteinander der beiden, die sich in den achtziger Jahren beim Bayerischen Rundfunk kennenlernten und 1989 und 1991 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin täglich die Show „2 im Zweiten“ bestritten. Sonst luden sie sich häufiger gegenseitig als Gäste ein. Für jeden TV-Sender ist ein Tête-à-tête der zwei gewitzten Publikumslieblinge ein gefundenes Fressen, denn dann steigt die Quote.

Aber Gottschalk sah ein gemeinsames Showkonzept vor kurzem noch skeptisch: „Seit an Seit gegen den Rest der Fernsehwelt in den Kampf zu ziehen ist zwar grundsätzlich eine schöne Idee, die aber gut überlegt sein will“, schrieb er kürzlich noch als Antwort auf eine Leserfrage in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Ein Heldentod im Doppelpack muss auch nicht sein.“

Doch was treibt Gottschalk? Wenn er seine TV-Zeit bilanziert, kommt er zwangsläufig zum Schluss: Fast alles außer seiner „Wetten, dass..?“-Dauerpräsenz im ZDF, die im Dezember 2011 endete, war nicht von Erfolg gekrönt. Der frühere RTL-Chef Helmut Thoma mäkelte über Gottschalks RTL-Talk in den neunziger Jahren wegen zu geringer Quoten, beim ZDF klappten neben „Wetten, dass..?“ mehrere Formate nicht so recht und die ARD-Vorabendshow 2012 scheiterte an schwacher Resonanz.

Aber Gottschalk ist Werbeträger. Wenn er weiter für Gummibärchen die Trommel rühren will, muss das alte Zirkuspferd immer wieder in die TV-Manege zurück, um populär zu bleiben. Er verfügt im Gegensatz zum cleveren Geschäftsmann Jauch nicht über eine Produktionsfirma, die ihre Fäden wie eine Spinne ihr Netz vielfältig durch die TV-Landschaft gezogen hat. Jauch streicht dadurch als Produktionsdienstleister und Moderator gleichzeitig ein.

Ob Einzelshows mit Gottschalk klappen, darf weiter bezweifelt werden, aber ein Duo mit Jauch könnte Früchte tragen, wenn auch der Macher und Produzent Jauch dahinter steht. Auch für Frank Hoffmann hängt viel am gemeinsamen Engagement der beiden Altmeister. Der seit Februar amtierende RTL-Programmgeschäftsführer verzeichnete nun mit dem neuen Exklusivvertrag mit Gottschalk, der anderen Sendern nicht zur Verfügung stehen soll, seinen ersten personellen Coup.

Ob in zwei Jahren beim Erreichen des regulären Rentenalters dann Schluss für Gottschalk ist? Er hat sein Limit schon einmal selbst formuliert. Er mache solange weiter, „bis ich mein eigenes Verfallsdatum überschritten habe“. Wichtig wird es sein, den Zeitpunkt rechtzeitig zu erkennen.

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