Thomas Bellut wird neuer ZDF-Intendant

Berlin (dpa) - Der bisherige ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut (56) wird neuer Intendant des Senders und damit im März 2012 Nachfolger von Markus Schächter.

Der Fernsehrat wählte Bellut, der als einziger Kandidat angetreten war, am Freitag bereits im ersten Wahlgang mit überwältigender Mehrheit zum neuen ZDF-Chef. Er erhielt bei der Abstimmung in Berlin von den 73 anwesenden Fernsehräten 70 Ja-Stimmen. Einer stimmte gegen Bellut, zwei enthielten sich; notwendig wären 47 Stimmen gewesen. Schächter (61) strebte nach zehn Jahren keine neue Amtsperiode als Intendant mehr an.

Bellut stellte vorsichtige Programmreformen in Aussicht, strebt aber „keine radikale Veränderung in der Mischung aus Information und Unterhaltung“ an. Es gebe Dinge, „bei denen wir besser werden können“. Das Hauptprogramm müsse attraktiver für junge Menschen werden, bei der Unterhaltung müsse es „frischere Angebote“ geben. Bellut will auch mehr innovative TV-Serien in das Hauptprogramm holen. Kernaufgabe sei es, den Gebührenzahlern für ihr Geld Qualität zu liefern. Er wolle sich darüber auch immer wieder der öffentlichen Diskussion stellen.

Offen bleibt, ob es in Zukunft auch einen Jugendkanal mit ZDF-Beteiligung geben soll. Nach dem baldigen Neustart von ZDFinfo sei mit ZDFneo und ZDFkultur der Ausbau der Digitalkanäle zunächst abgeschlossen, sagte Schächter.

Für den Fernsehratsvorsitzenden Ruprecht Polenz wird mit Bellut ein „herausragender Medienmanager“ Intendant des ZDF. Obwohl es vier Interessenten außerhalb des Senders gegeben habe, sei keiner von ihnen offiziell vorgeschlagen worden - und damit auch nicht wählbar gewesen. Unter anderem hatte sich der Feuilleton-Chef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Claudius Seidl, für den Intendanten-Posten ins Gespräch gebracht. Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hatte einen Eilantrag gegen die Abstimmung eines weiteren Interessenten verworfen.

Bellut war Schächters „Wunschkandidat“. Er steht für Kontinuität und soll das ZDF in der digitalen Welt verankern, in der Fernsehen und Internet zunehmend verschmelzen. „Das alles muss dann auch noch innerhalb eines sich verengenden Finanzrahmens möglich gemacht werden“, erklärte dazu der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und ZDF-Verwaltungsratsvorsitzende Kurt Beck (SPD).

Der gebürtige Osnabrücker Bellut hat seine ZDF-Karriere 1984 mit einem Volontariat begonnen und blieb seitdem dem Zweiten treu. Den Zuschauern dürfte er vor allem als Moderator von Wahlsendungen und des „Politbarometers“ bekannt sein. In „Was nun...?“ befragte er bis 2002 die Politprominenz. Anschließend stieg der als konservativ geltende Journalist zum Programmdirektor auf - neben Intendant und Chefredakteur einer der einflussreichsten Posten im Sender. Auf dem Bildschirm wirkt er stets souverän und kaum emotional. Bellut ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wer sein Nachfolger als Programmdirektor wird, soll erst später entschieden werden.

Die bisherigen Intendanten des ZDF waren Karl Holzamer (1962 bis 1977), Karl Günther von Hase (1977 bis 1982), Dieter Stolte (1982 bis 2002) und Markus Schächter (seit 2002).

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