Stefan Raab: Rückzug vom Grand Prix

Berlin/Köln (dpa) - Das Lied für Baku muss jemand anderes schreiben: Der TV-Entertainer Stefan Raab zieht einen Schlussstrich unter das Kapitel Eurovision Song Contest (ESC). Das sagte der 44-Jährige am Donnerstag dem Branchendienst „kress report“.

Ein ProSieben-Sprecher bestätigte Raabs Rückzug und ergänzte, die beiden beteiligten Sender, das Privatunternehmen ProSieben und der öffentlich-rechtliche Norddeutsche Rundfunk (NDR), setzten ihre Gespräche über den künftigen Ablauf des deutschen Vorentscheids für die internationale Musik-Show fort.

Auch NDR-Intendant Lutz Marmor kündigte neue Verhandlungen an. „Nun werden wir in aller Ruhe mit den ARD-Kollegen, aber auch gern mit ProSieben und dem Produktionsunternehmen Brainpool besprechen, wie es mit dem deutschen Vorentscheid im kommenden Jahr weitergeht“, sagte er. „Stefan Raab war maßgeblich an dem Erfolg von Lena, am Gewinn des Eurovision Song Contest 2010 und an der überaus erfolgreichen Austragung in diesem Jahr in Düsseldorf beteiligt.“

„Ich habe mich entschlossen, die künstlerische und inhaltliche Verantwortung für die deutsche Teilnahme weiterzugeben“, sagte der Spaßmacher und Musiker Raab. „Ich werde künftig also nicht mehr als Moderator, Juryvorsitzender, Komponist oder musikalischer Produzent mitwirken.“ ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber fügte an, er würde sich sehr freuen, „wenn uns auch in Zukunft Stefan Raab mit seinem Rat, zum Beispiel als Jurymitglied, unterstützt.“

So ganz ohne Raab, ob als Jurymitglied oder nicht, wird es sowieso nicht gehen. Denn im Hintergrund dürfte der geschäftstüchtige Tausendsassa weiter beim Grand Prix die Fäden ziehen. Der Fernsehmann ist über seine Firma Raab TV an Brainpool beteiligt, das wahrscheinlich auch künftig den nationalen Vorentscheid produzieren wird. Denn das Know-how liegt bei der Firma von Geschäftsführer Jörg Grabosch, nicht beim NDR.

Raab sagte weiter, dass auch er über die weitere Entwicklung in den nächsten Wochen mit der ARD und ProSieben sprechen werde. „Ich würde mich freuen, wenn das von uns entwickelte Fernsehformat "Unser Star für..." auch weiterhin Grundlage für den deutschen Vorentscheid ist“, sagte Raab. Für die vergangenen zwei Song Contests hatte er sich mit der ProSieben-Show „Unser Star für...“ beziehungsweise „Unser Song für Deutschland“ auf die Suche nach einem Talent begeben und dann auf ProSieben und in der ARD die beiden Halbfinalshows mitmoderiert. Am vergangenen Samstag führte er auch mit Judith Rakers und Anke Engelke durch das internationale Finale in Düsseldorf.

„Das Eurovision-Song-Contest-Finale 2011 in Deutschland war der absolute Höhepunkt meiner ESC-Karriere“, sagte der Moderator und Produzent, der beim Finale 2010 in Oslo den Sieg mit Sängerin Lena holte und am vergangenen Samstag in Düsseldorf den 10. Platz. Das Finale im nächsten Jahr findet nach dem Sieg von Ell & Nikki in Baku (Aserbaidschan) statt. ProSieben bedankte sich am Donnerstag für „zwei wunderbare Eurovision Song Contests“ bei Raab und freute sich „über weitere neue Projekte“.

Denn der Münchner Privatsender kann mit dem gelernten Metzger locker weiterplanen: Erst im Dezember gab ProSieben die Verlängerung des Vertrags mit Raab um weitere fünf Jahre bekannt. Der Künstler steht bei ProSieben für Formate wie „TV Total“, das Millionen-Spektakel „Schlag den Raab“, das auch im Ausland erfolgreich läuft, sowie „Event-Shows“ wie Autorennen, Eisfußball und Turmspringen. Raab erfand auch die sogenannte Wok-WM, und er pokert gern.

Raab ist an den Vermarktungen vieler seiner Shows durch die ProSieben-Tochter SevenOne International in anderen Ländern beteiligt. Was folgt daraus? Engagements bei anderen Sendern hat das Arbeitstier im Grunde gar nicht nötig.

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