Sommerpause So war die „Tatort“-Saison 2017/18

Berlin. Die alljährliche Sommerpause beim Sonntagskrimi steht an. Nach dem Münchner „Tatort“ („Freies Land“) steht am kommenden Sonntag folgt noch ein Rostocker „Polizeiruf 110“ („In Flammen“) im Programm.

Sommerpause: So war die „Tatort“-Saison 2017/18
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Die von Ende August bis Juni laufende Saison 2017/18 beim „Tatort“ ist damit zu Ende - nicht zuletzt wegen der Fußball-WM, die bald alles dominiert.

Während der Sommerpause stehen „Tatort“-technisch wochenlang hauptsächlich Wiederholungen im Programm, wobei es dieses Jahr eine Ausnahme und Unterbrechung gibt: die TV-Ausstrahlung von Til Schweigers über zwei Stunden dauerndem Kino-„Tatort“ mit dem Titel „Tschiller - Off Duty“ am Sonntag, den 8. Juli.

Ein Rückblick auf die vergangenen gut neun Monate lohnt sich dennoch bereits: Die 36 neuen „Tatorte“ der Saison hatten es in sich.

So gab es zum Beispiel einen Krimi, der sich um die Pornobranche drehte („Hardcore“ aus München, 8.10.), ein Aufarbeitungsversuch zur RAF („Der rote Schatten“ aus Stuttgart, 15.10.), einen Krimi um eine Partei nach Art der AfD („Dunkle Zeit“ aus Hamburg, mit Wotan Wilke Möhring, 17.12.), einen verrückten Film im Film im Film („Meta“ aus Berlin, 18.2.) sowie einen Thriller in Anlehnung an den realen Fall Bögerl mit Maria Furtwängler („Der Fall Holdt“, 5.11.), der wie der echte Fall von 2010 ungelöst blieb und damit manche Zuschauererwartung enttäuschte.

Für Aufsehen sorgte im Herbst auch ein Film aus Bremen. Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) war in der Folge „Zurück ins Licht“ (22.10.) full frontal, wie es im Fachjargon heißt, also mit Penis nackt zu sehen. Das gab es vorher so noch nicht - zumindest bei keinem Hauptdarsteller der Reihe. Das Bremer Duo Lürsen/Stedefreund verabschiedet sich übrigens bald. 2019 ist Schluss.

Außergewöhnlich waren auch ein übersinnlicher Gruselfilm aus Frankfurt („Fürchte dich“, 29.10.) sowie erneut ein Impro-Krimispiel mit Ulrike Folkerts („Waldlust“, 4.3.). Ein erster „Tatort“ mit improvisierten Dialogen des Filmemachers Axel Ranisch wurde Anfang 2017 viel kritisiert, vor allem wegen beteiligter Laiendarsteller.

Der Film „Babbeldasch“ hatte auch ARD-intern Überlegungen über eine Experimentebeschränkung befördert, die dann aber im Dickicht der vielen beteiligten Anstalten unterging. Ranischs zweiter „Tatort“ ohne Drehbuch kam bei Zuschauern und Kritik deutlich besser an.

Folkerts Figur Lena Odenthal verlor diese Saison außerdem nach mehr als 20 Jahren und fast 60 Fällen ihren Kollegen Kopper. Er beendete nach einem rätselhaften und recht persönlichen Mafiafall (Titel „Kopper“, 7.1.) den Polizeidienst und ging nach Italien. Schauspieler Andreas Hoppe machte kein Geheimnis daraus, dass er gerne an Bord geblieben wäre, sein Abgang also unfreiwillig war.

Ein weiterer Abschied, ebenfalls nicht ganz im Frieden mit dem zuständigen Sender: Alwara Höfels gab in Dresden nach sechs Filmen ihre Rolle als Henni Sieland auf. Unter anderem ein „fehlender künstlerischer Konsens“ führte dazu, wie sie es formulierte. Ein Online-Dating-Fall („Wer jetzt allein ist“, 21.5.) war ihr letzter.

An der Seite von Karin Hanczewski und Martin Brambach spielt bald Cornelia Gröschel mit. Im Gegensatz zu Höfels ist sie sogar gebürtige Dresdnerin. Sie freut sich auf den neuen Job: „Dresden ist trotz aller Schlagzeilen der letzten Jahre immer noch ein Ort des kulturellen Erbes, der Vielfalt und bedeutet für mich Wurzeln und Verbundenheit, Teenagererinnerungen und Jugendliebe.“

Und noch eine Ankündigung kam diese Saison heraus: In der Schweiz hören Flückiger und Ritschard auf (Stefan Gubser und Delia Mayer). Statt in Luzern soll bald in Zürich ermittelt werden.

Bei den „Tatort“-Specials mit Heike Makatsch könnte es dagegen weitergehen: Sie ermittelte als Ellen Berlinger an Ostern in ihrem zweiten „Tatort“ - diesmal in Mainz statt in Freiburg.

Apropos Freiburg: Dort nahm im Oktober („Goldbach“, 1.10.) ein neues Team als Schwarzwald-„Tatort“ den Dienst auf (zweiter Fall „Sonnenwende“ dann im Mai (13.5.)). Die Ermittler Franziska Tobler und Friedemann Berg (Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner) sind die Nachfolger des Bodensee-„Tatorts“ - ein ruhiges Duo, keine Psychos wie in Dortmund, keine Actionhelden wie Til Schweiger.

In Weimar blödelten derweil die Kommissare Kira Dorn und Lessing (Nora Tschirner und Christian Ulmen) vergleichsweise kurz hintereinander - einmal in „Der wüste Gobi“ (26.12.) mit Jürgen Vogel als Würger und einmal in „Der kalte Fritte“ (11.2.) mit einem brutalen Bruderzwist samt Showdown in einem Steinbruch.

Nach dem Ausstieg der Schauspielerin Sibel Kekilli, im Krimi als Versetzung von Sarah Brandt gelöst, ermittelte der Kieler Kommissar in dieser Saison nur einmal - und das dann auch allein. In „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ (25.2.) wurde Axel Milberg in einen außergewöhnlichen Mystery-Fall auf einer Nordsee-Insel hineingezogen. Nach der Sommerpause bekommt er die Schauspielerin Almila Bagriacik als operative Fallanalytikerin Mila Sahin an seine Seite.

In Dortmund ist bald nach dem Ausstieg von Stefan Konarske ein neuer Mann an Bord: der Schauspieler Rick Okon. Seinen Einstand als Jan Pawlak hatte er bereits diese Saison in einer Gastrolle als verdeckter LKA-Ermittler im Gefängnisthriller „Tollwut“ (4.2.). Darin wurde Kommissar Faber (Jörg Hartmann) erneut mit dem Mörder seiner Familie konfrontiert, gespielt von Dauerbösewicht Florian Bartholomäi.

Die mit Abstand besten Einschaltquoten hatten wieder die Fälle aus Münster. Während „Fangschuss“ mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers im April 2017 mit etwa 14,6 Millionen Zuschauern die höchste Zuschauerzahl seit 25 Jahren für einen „Tatort“ holte, waren die Fälle dieser Saison aber etwas quotenschwächer - wenn auch auf hohem Niveau: den Kunstkrimi „Gott ist auch nur ein Mensch“ (19.11.) sahen 13 Millionen, den Zookrimi „Schlangengrube“ (27.5.) gut 12 Millionen Zuschauer. dpa

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