Schöpferin des „Tatort“-Vorspanns gestorben

München (dpa) - Zwei Augen und ein Fadenkreuz: Die Schöpferin des berühmten Vorspanns der Krimireihe „Tatort“ ist tot. Kristina Böttrich-Merdjanowa starb mit 79 Jahren, berichtete die Familie und bestätigte einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag).

Demnach starb die Grafikerin bereits am 19. Dezember.

Den mehr als 40 Jahre alten Vorspann für die ARD-Reihe kennt fast jeder: Zwei Augen in Nahaufnahme, dann ein Fadenkreuz, ein Mann in Abwehrhaltung, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein wachsendes psychedelisches Wellenmuster, das einen Fingerabdruck ergibt. Das Intro dauert 30 Sekunden, dazu läuft die Musik von Klaus Doldinger.

Im Jahr 1969 hatte die Grafikerin den Vorspann gestaltet und dafür ein - aus heutiger Sicht wohl eher bescheidenes - Honorar von 2500 Mark erhalten. 40 Jahre später zog sie gegen den Bayerischen Rundfunk (BR) und den Westdeutschen Rundfunk (WDR) vor Gericht: Sie wollte als Schöpferin genannt werden und nachträglich mehr Geld bekommen.

In zweiter Instanz erlitt Böttrich-Merdjanowa eine Niederlage: Das Oberlandesgericht München entschied im Februar 2011, ihr stünden weder Namensnennung noch Nachvergütung zu. Der Vorspann spiele nur eine untergeordnete Rolle für den Erfolg des Tatorts, meinten die Richter damals: „Das Publikum schaut sich diesen Film an, weil es an der Handlung interessiert ist.“ Darüber hinaus sei es bei Fernsehserien unüblich, auch den Urheber des Vorspanns zu nennen.

Wieder Wirbel gab es im vergangenen Jahr. Schauspieler Til Schweiger, der am 10. März erstmals als „Tatort“-Kommissar im Einsatz sein wird, wollte sogar dafür sorgen, dass Böttrich-Merdjanowas Filmchen ganz verschwindet: „Den Vorspann würde ich gerne ändern. Der ist jetzt wirklich outdated“, sagte er vor fast einem Jahr.

Nach heftiger Kritik - unter anderem von seinen „Tatort“-Ermittlerkollegen - erklärte Schweiger allerdings später: „Ich finde nach wie vor, der ist altmodisch... Aber hey, wenn alle das so lieben: Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass dieser Vorspann noch 30 Jahre kommt.“ Das Werk von Böttrich-Merdjanowa wird daher wohl noch eine ganze Weile weiter sonntags um 20.15 Uhr über Deutschlands Fernsehbildschirme flimmern. Die Grafikerin und ihr ebenfalls kürzlich verstorbener Mann sollen am nächsten Donnerstag in Grünwald bei München beigesetzt werden.

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