Scheidungspartys boomen in den USA

New York (dpa) - Streit ums Geld oder die Kinder: Scheidungen sind oft eine harte Zeit. Warum also nicht feiern, wenn alles vorbei ist? In Städten wie New York boomen seit einiger Zeit „Scheidungspartys“ - ein bisschen Häme inklusive.

Es war ein rauschendes Fest. Christine hatte sich schön gemacht, Freunde waren da, es gab Champagner und einen großen Kuchen. Man trank, quatschte und lachte. So beging Christine Beaton aus Los Angeles das Ende ihrer 19-jährigen Ehe. „Wir haben einfach mich und mein neues Leben gefeiert“, erzählt die 40-Jährige. „Das war sehr heilend. Ich hatte Spaß und es hat sich richtig angefühlt.“

Die Scheidung feiern? Am besten laut und mit vielen Freunden? Einige Menschen wollen nach einer schwierigen Zeit, dem Ende ihrer Ehe, einen Schlussstrich ziehen - und das auch feiern.

Warum auch nicht, meint Lois Tarter, Scheidungsbloggerin aus New York und Buchautorin („The divorce ritual: Get up, get out and get on with your life“, „Das Scheidungs-Ritual: Steh auf, geh raus und mach was aus deinem Leben“). „Eine Scheidung verändert das Leben komplett“, sagt sie und fordert: „Wir sollten diesen Tag feiern oder zumindest besonders beachten, so wie wir es auch mit unserem Geburtstag oder Hochzeitstag tun.“ Die Lösung also: eine Scheidungsparty schmeißen.

Und dabei kann man sich mittlerweile sogar professionelle Hilfe holen. In Städten wie New York gibt es Scheidungspartyplaner, das Pendant zum Wedding Planer, die von den Servietten bis zur Farbe der Einladungen nichts dem Zufall überlassen. Alyssa Pettinato von der „Alinatos Events“-Agentur in New York ist eine solche Planerin. Als sie ihr Geschäft vor einem Jahr gründete, war für sie gleich klar, dass sie auch Scheidungspartys anbieten will: „Man braucht schon eine gewisse Art von Humor, um solche Partys zu planen und zu feiern.“

Denn die Wünsche sind oft außergewöhnlich - ein paar Sticheleien gegen den oder die Ex dürfen oft nicht fehlen. Pettinato etwa organisierte eine Feier, auf der eine betrogene Frau die Sachen ihres Mannes verbrannte. Eine andere forderte auf ihrer Einladung gleich die Gäste auf, alle Singlefreunde mitzubringen. Viele wollen auch einfach nur wild feiern - sozusagen einen post-Junggesellenabend mit Stripper(in) und viel Alkohol. Es geht aber auch leiser: Einige Ex-Verheiratete organisieren einfach ein Fest für ihre Freunde - aus Dankbarkeit, weil die während einer harten Zeit beigestanden haben.

Die Vorbehalte gegen Scheidungspartys nehmen ab - diese Erfahrung hat Bloggerin Lois Tarter gemacht, die selbst ab und an solche Feiern organisiert. „Die Partys kommen immer mehr im Mainstream an, auch wenn es immer noch Leute gibt, die das erstmal merkwürdig finden“, sagt sie.

In großen Städten wie New York, Las Vegas oder Los Angeles gibt es mittlerweile eine richtige Industrie rund um die enttäuschten Neu-Singles. Geschiedene können Torten ordern, auf denen eine Bräutigamsfigur von der Torte gekickt wird oder auf denen in rosa Zuckerschrift „Just divorced“ („Soeben geschieden“) steht. Juweliere bieten Scheidungsringe an, die ein gebrochenes Herz zeigen - ein Finger ist nun ja wieder frei geworden.

Auch das Internet ist eine reiche Fundgrube für partywillige Ex-Verheiratete. Eine Besonderheit findet sich etwa auf weddingringcoffin.com. Hier können besonders Enttäuschte einen Minisarg für ihren Ehering bestellen und diesen dann formell begraben. Soweit ging Christine Beaton nicht. Sie hat ihren Ehering verscherbelt und sich von dem Geld einen neuen Ring gekauft. Die Entscheidung für die Party hat sie nie bereut: „Das war einer der besten Tage meines Lebens.“

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