Schalkes Ex-Präsident Günter Eichberg verstorben: Trauer um den Sonnenkönig

Schalkes ehemaliger Präsident Günter Eichberg ist am Wochenende nach langer Krankheit mit 72 Jahren in Gütersloh gestorben. Heribert Bruchhagen: „Ich habe ihm alles zu verdanken“

Günter Eichberg bekam vom Zeitungsboulevard den Spitznamen „Sonnenkönig“ verpasst, weil er auch in Krisenzeiten vor großen Investitionen nicht zurückschreckte.

Günter Eichberg bekam vom Zeitungsboulevard den Spitznamen „Sonnenkönig“ verpasst, weil er auch in Krisenzeiten vor großen Investitionen nicht zurückschreckte.

Foto: Guido Kirchner

Gütersloh. Günter Eichberg ist tot. Der ehemalige Präsident von Schalke 04 (16. Januar 1989 bis Oktober 1993) verstarb in der Nacht von Samstag auf Sonntag nach langer Krankheit in Gütersloh. Einer seiner engsten Bekannten war Heribert Bruchhagen (69), der unter anderem lange Jahre als Vorstandschef bei den Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SC tätig war. „Ich habe ihn bis zuletzt begleitet“, erzählt der in Harsewinkel lebende Bruchhagen, der vor 14 Tagen noch Kontakt mit dem schwerkranken Eichberg hatte. Eichberg, in Gütersloh geboren, und Bruchhagen kannten sich seit 50 Jahren aus der Gütersloher Fußballszene.

Schon in jungen Jahren erwies sich Eichberg, der mit 20 Jahren bereits Juso-OWL-Chef war, als Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Als Unternehmensberater optimierte er Krankenkassen. 1982 übernahm er eine Klinik in Bad Bertrich und baute sie zu einer Fachklinik für Venenerkrankungen um. In der Folgezeit erwarb er weitere Kliniken. Der mittlerweile wohlhabend gewordene Eichberg zeigte immer wieder ein Herz für Gütersloh. „Er hat uns während meiner Trainertätigkeit beim FC Gütersloh mehrere Trainingslageraufenthalte in Bad Bertrich bezahlt und den damaligen Torwart Eugen Cebrat aus eigener Tasche finanziert“, berichtet Bruchhagen, der von Günter Eichberg geprägt worden ist. „Ich habe ihm sehr viel zu verdanken.“

1989 begann die aufregendste Zeit im Leben Eichbergs, der am 16. Januar mit 83 Prozent der Mitgliederstimmen zum neuen Präsidenten des damaligen Zweitligisten Schalke 04 gewählt wurde. Er zählte zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Schalker Vereinsgeschichte und der Kult-Figuren der Bundesliga. Eichberg bekam vom Zeitungsboulevard den Spitznamen „Sonnenkönig“ verpasst, weil er auch in Krisenzeiten vor großen Investitionen nicht zurückschreckte.

Von Anfang an mit dabei war Heribert Bruchhagen, den Eichberg im Sommer 1989 als Marketing-Chef verpflichtete. Bis zu diesem Zeitpunkt war Oberstudienrat Bruchhagen gut bürgerlich als stellvertretender Schulleiter in Brackwede beschäftigt. „Ich bin damals ein hohes Risiko eingegangen“, erzählt Bruchhagen. „Letztlich war es aber eine gute Wahl. Ich habe sehr viel auf Schalke gelernt, von dem ich auf meinen weiteren Fußball-Stationen profitieren konnte.“

Eichberg schaffte mit Schalke 1991 den Aufstieg in die Bundesliga. Zwei Jahre später wurde er mit Schimpf und Schande aus Schalke verjagt. Hemmungslose Verschwendungssucht wurde ihm vorgeworfen. Ein Schuldenberg von rund 20 Millionen Mark soll vorhanden gewesen sein. Er selbst soll 13 Millionen Mark an Privatvermögen in den verein gepumpt haben.

Wirtschaftlich vom Glück verlassen lebte er von 1993 bis zur Jahrtausendwende in Florida. Zwischen 2004 und 2009 bekleidete Eichberg das Ehrenamt des Oberbürgermeisters von Bad Bertrich. Dort logierte auch die Schweizer Nationalmannschaft während der WM 2006. Kurzum ernannte Eichberg Bad Bertrich zum 27. Kanton der Eidgenossenschaft. 2009 kehrte Eichberg in seine Heimatstadt zurück. Bruchhagen: „Schalke 04 war für Günter wie eine Droge. Er war ein Fußballverrückter, der sicherlich nicht alles richtig gemacht. Mit ihm ist einer der letzten Typen gegangen.“

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