Mit Homer Simpson im Hörsaal

Soziologen, Philosophen und sogar Naturwissenschaftler nutzen die quietschgelbe Comic-Welt für ihre Arbeit an Universitäten.

Düsseldorf/Springfield. Seit mehr als 20 Jahren begeistert die US-Zeichentrickserie „Die Simpsons“ die Fernsehzuschauer und hat in Deutschland ihre treue Fangemeinde. Doch die intelligenten und oft sarkastischen Geschichten um den verfressenen Familienvater Homer Simpson kommen nicht nur bei Zuschauern an, sondern sind auch für Wissenschaftler hochinteressant — über alle Disziplinen hinweg.

Mit der Kultserie beschäftigen sich Soziologen und Sprachwissenschaftler, Physiker und Philosophen, sie ist Gegenstand von Vorlesungen, Doktorarbeiten und wissenschaftlichen Wälzern. Der Mikrokosmos der amerikanischen Kleinstadt Springfield, in der die Simpsons ihr Unwesen treiben, bietet für jeden Forscher etwas und eignet sich wie keine andere TV-Serie für die wissenschaftliche Betrachtung.

Auch an mancher deutschen Hochschule steht die gelbe Sippe mittlerweile im Vorlesungsverzeichnis. Ein Proseminar der Universität Passau etwa lockt mit dem Thema „Die Serie aus politikwissenschaftlicher Perspektive“. Einer der Aspekte dabei: Wie sieht der unterbelichtete US-Bürger Homer Simpson den Rest der Welt? An der Uni Köln beschäftigten sich Studenten der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft mit dem Seminarthema „Die Simpsons — Anatomie einer Fernsehserie“, in dem es unter anderem darum ging, warum sich Frauen in Springfield so schwer mit einer Karriere tun.

Gerade für philosophische Fragen sind „Die Simpsons“ eine wahre Fundgrube, wie mehrere einschlägige Abhandlungen beweisen. Doch auch für Naturwissenschaftler erweist sich die Kultserie, in der Stephen Hawking und Albert Einstein schon Gastauftritte hatten, als wahre Fundgrube. So veröffentlichte die renommierte US-Zeitschrift „Nature“ eine Liste mit den „Top 10 der Wissenschaftsmomente bei den Simpsons“. Dazu zählte die legendäre Folge, in der Bart einen Kometen entdeckt, der Kurs auf Springfield nimmt, was Barkeeper Moe mit dem Satz kommentiert: „Lasst uns das Observatorium zerstören, damit so etwas nie wieder passiert.“

Viele Hochschullehrer haben längst entdeckt, dass sich ihr Stoff mit Hilfe der Serie besonders gut an den Mann bringen lässt. Kritiker bemängeln das als Trivialisierung wissenschaftlicher Themen, doch die Befürworter verteidigen die Nutzbarmachung der Simpsons als lobenswerte Popularisierung. Ob diese gleich so weit gehen muss, wie an der Uni Köln, muss jeder für sich entscheiden — dort wurde in einem Seminar sogar das Gelb der Simpsons analysiert.

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