Mehr Romantik für den perfekten Tag der Frau

Zwei Wissenschaftler sind dem optimalen Stundenplan für das weibliche Geschlecht ein Stück näher gekommen.

Düsseldorf. Einfach romantisch: Für eine Frau ist ein Tag perfekt, wenn sie besonders viel Zeit mit ihrem Partner verbringen kann. Sagt das Forschungsprojekt „Ein perfekter Tag“ („Just a perfect day? Developing a happiness optimised day schedule“) des deutschen Soziologen Dr. Christian Kroll (Jakobs-Universität Bremen) und des amerikanischen Mathematikers Dr. Sebastian Pokutta (Georgia Institute of Technology USA). „Es zeigt sich, dass Tätigkeiten weit oben in der Gunst stehen, für die im Alltag keine Zeit ist oder für die man sich bewusst Zeit nehmen müsste“, so Kroll und betont: „Die Prioritäten verschieben sich, wenn Menschen frei entscheiden können.“

1972 empfahl Lou Reed in seinem Song „Just a Perfect Day“ noch Sangria und einen Besuch im Zoo, der ideale Tag einer Frau im Jahr 2012 sieht (abzüglich acht Stunden Schlafs) natürlich ganz anders aus. An erster Stelle stehen 106 Minuten romantische Zeit mit dem Partner, gefolgt von 82 Minuten Zeit mit den Freunden, 78 Minuten Erholung und 75 Minuten Essen. Weit abgeschlagen dagegen mit nur 36 Minuten die Arbeit.

Der in punkto Wohlbefinden optimierte Stundenplan eignet sich eher für einen Sonntag, denn für einen Werktag: Bei gut einer halben Stunde Arbeitszeit dürfte das Geld zum Leben knapp werden. Auch Einkaufen/Bummeln (56 Minuten), Hausarbeit (47 Minuten) und Kinderbetreuung (46 Minuten) fallen deutlich ab. Selbst das Telefonieren bekommt nur 57 Minuten ab — dem Klischée der weiblichen Quasselstrippe zum Trotz.

Die Wissenschaftler konnten bei ihrer Arbeit auf Daten einer Studie aus dem Jahr 2004 zurückgreifen. Damals befragte der US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann in seiner Untersuchung zur Tagesrekonstruktionsmethode („A survey method for characterizing daily life experience: The Day Reconstruction Method“) 909 erwerbstätige Frauen, wie viel Zeit sie an einem durchschnittlichen Werktag mit 16 verschiedenen Tätigkeiten verbrachten und wie sie sich jeweils dabei fühlten.

Diesen Datensatz, ergänzt um Zahlen des American Time Use Survey von 2010, analysierten Kroll und Pokutta mit Methoden der Optimierungsforschung und mit der Sättigungstheorie, nach der eine Tätigkeit an Attraktivität verliert, je länger sie ausgeübt wird.

Heraus kam ein minutengenauer Stundenplan für den perfekten Tag: Die allgemeine Glücksformel, nach der OECD, US-Regierung, Enquêtekommission des deutschen Bundestages, Schriftsteller und viele andere suchen? Eher nicht: „Wir diktieren nicht mit der Stoppuhr den Tagesablauf. Unsere Analyse zeigt aber, welche Aktivitäten den Menschen wichtig sind“,winkt Christian Kroll ab. Für die Politik dürfte es gleichwohl interessant sein, dass das Wohlbefinden vor allem mit sozialen Kontakten in Verbindung gebracht wird.

Allwissend will die Studie übrigens nicht sein: „Viele Tätigkeiten, wie soziales Engagement, Kinderbetreuung und Arbeit lösen kein momentanes Glücksgefühl aus, erhalten deshalb wenig Zeit. Gleichwohl haben sie, langfristig gesehen, eine große Bedeutung.“ Frauen sind durchaus bereit, weniger angenehme, aber sinnvolle Tätigkeiten auszuüben, wenn sie sich davon Anerkennung oder andere Werte wie Gesundheit versprechen.

Ein Faktor, der in der Untersuchung nicht berücksichtigt wurde. Dass (nur) US-amerikanische Frauen befragt wurden, erscheint Christian Kroll dagegen weniger bedeutsam: „Sicher müsste man für Deutschland erst noch Daten erheben. Aber im großen und ganzen ist die Alltagshektik ähnlich, nämlich hier wie dort steigend.“

Und die Männer? „Das wäre eine spannende Frage. Ich vermute aber, dass sich das Präferenzmuster in den letzten zehn Jahren stark angenähert hat“, meint der Wissenschaftler.

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