Letzte Gratis-Witze von Harald Schmidt

Köln (dpa) - Schmidt schleicht sich. Und am Freitag wurde noch einmal auf schmerzliche Weise deutlich, warum. Am Vormittag kam die Quote für seine letzte Sendung am Abend zuvor: Nur 660 000 Menschen wollten den historischen Abschied bei Sat.1 miterleben.

Das waren gerade einmal 5,3 Prozent der Fernsehzuschauer. Bei seinem künftigen Arbeitgeber, dem Bezahlsender Sky, wird es keinen Quotendruck mehr geben. Dafür wird die „Harald Schmidt Show“ dort endgültig zum Nischenprogramm.

Und hier noch einmal die letzte Sendung im Schnelldurchlauf: Für den Stand-up-Zyniker ist es die „Woche des Abschieds“: Erst er, dann Sarkozy. Auf gemeine Witze über den Sender verzichtet er. „Es war eine schöne, erfolgreiche Zeit bei Sat.1. Das sag ich heute ehrlich und ganz unverschlüsselt.“

In einer feierlichen Zeremonie wird die Sat.1-Flagge auf dem Studiodach eingeholt, während Schmidt in weißer Kapitänsuniform salutiert. Es folgen Scherze über Fritz Wepper, der zwischen Gattin und Geliebter pendelt (ein Dauerbrenner bei Schmidt), Joschka Fischers Frau Minu Barati, deren Großmutter einen Kanarienvogel namens Joschka besaß, und in Kuba gefertigte Ikea-Möbel.

Alsdann Auftritt des ehemaligen WDR-Nachrichtensprechers Charly Wagner. Mit knarzender Märchenonkelstimme liest er „Klassiker des Herrenwitzes“. So mittellustig und nicht mehr ganz neu. Anschließend sagt Harald Schmidt etwas darüber, dass man seine Zuschauer abholen müsse und er das auch wirklich getan habe. Einspielfilm: Harald Schmidt fährt bei einem Rentner-Ehepaar vor und chauffiert es selbst nach Köln-Mülheim. Muss er künftig auf ein neues Studio ausweichen, fragen die Gäste. Nein, bleibt alles beim Alten. Nur dass die Zuschauer eben ein Abo brauchen.

Kurzer Talk mit Überraschungsgast Olli Dittrich. Und da passiert es: Schmidt fragt Dittrich irgendwas Langweiliges zur EM, aber Dittrich will Schmidt auf das einzige an diesem Abend wirklich interessierende Thema ansprechen, nämlich seinen vorzeitigen Abgang. Und da offenbart der Meister einen kurzen Moment der Schwäche. Eine witzige Replik fällt ihm nicht ein, er wiederholt die EM-Frage. Wohl doch ein bisschen nervös.

Nächster Gast: die chinesische Pianistin Yuja Wang (25). Bezug zum restlichen Programm: keiner. Ist immer so bei den musikalischen Einlagen. Anschließend der letzte Gast, Moderator Ulrich Meyer, seit 20 Jahren bei Sat.1 und immer noch nicht gekündigt. Der könnte ihm also erzählen, wie man's anstellt. Stattdessen fragt er: „Wo gehen Sie jetzt genau hin?“ Als Abschiedsgeschenk gibt's einen Rettungsring und Schwimmflügel. Sie reden über Grabinschriften. Schmidt erkundigt sich: „Wissen Sie eigentlich, wer meinen Sendeplatz kriegt?“

Dann der Schluss-Gag: Olli Dittrich tritt in Sommerpausen-Verkleidung auf, nimmt Schmidt an die Hand, geleitet ihn aus dem Studio zu einem Kindergartenfach, das der kleine Harald brav leerräumt. Dann darf er in einem Bollerwagen Platz nehmen und sich von Olli ins Freie ziehen lassen. Seine letzten Worte: „Wir sind wieder da am 11. September!“ Vier Monate Bedenkzeit, ob man dafür künftig zahlen will.

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