Treffen Laienprediger: So unterschiedlich kann man predigen

Erstmals treffen Laienprediger aus drei Kontinenten in Wuppertal aufeinander — eingebettet in die Reformationsdekade.

Treffen: Laienprediger: So unterschiedlich kann man predigen
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Isolde Linton kommt gerade vom Bibelteilen. So nennen es Christen, wenn sie gemeinsam eine Bibelstelle lesen und darüber ins Gespräch kommen. Eben ging es um eine Stelle aus dem Römerbrief — über die unterschiedlichen Gaben im Dienst der Gemeinde. „Unglaublich, was die Leute alles angebracht haben“, staunt die Lektorin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck über die Vielfalt der Zugänge zu einem biblischen Text.

Diese Vielfalt, ohnehin ein protestantisches Markenzeichen, wird derzeit auf dem Heiligen Berg von Wuppertal, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirchlichen Hochschule, auf die Spitze getrieben. 17 Laienpredigerinnen und Laienprediger aus drei Kontinenten treffen hier für zehn Tage aufeinander. Sie kommen aus Afrika, Asien und Europa, von den Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und den Partnerkirchen der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir).

So ein Treffen hat es bisher noch nie gegeben. Eingebettet ist es in die Reformationsdekade zur Hinführung auf die 500-Jahr-Feier 2017. Dieses Jahr geht es um „Reformation und die Eine Welt“. Und wer einen Eindruck bekommen will, wie sich Luthers Idee vom Priestertum aller Gläubigen über die Jahrhunderte in die Kontinente hinein verästelt hat, kommt derzeit in den Tagungsräumen der VEM in Wuppertal aus dem Staunen nicht heraus.

Da sitzt der Automechaniker aus Namibia neben der Landrätin aus Botswana. Die 69-jährige Francesca Sini von der italienischen Waldenserkirche trifft auf die 30-jährige Ana Maria Madha Lena aus Indonesien. Sie alle eint, dass sie keine studierten Theologen sind, aber gleichwohl von ihren Kirchen mit der Wortverkündigung beauftragt.

Wie diese Beauftragung erfolgt und mit welchen Voraussetzungen sie verbunden ist, in dieser Frage tun sich Welten auf zwischen den Teilnehmern. „Die Tagung dient auch zur Erfassung, was es alles gibt“, sagt Frauke Bürgers, Leiterin des Bildungsprogramms der VEM. Eine von den Laienpredigern selbst erarbeitete Abschlusserklärung mit Empfehlungen an die Heimatkirchen soll die Tagung beenden. Bürgers’ Hoffnung ist, dass über Berichte der Rückkehrer in den Kirchenleitungen die Laienprediger dort stärker in den Blick geraten.

Denn ihre Bedeutung wächst weltweit — oft einhergehend mit dem Pfarrermangel. Bärbel Krah, zuständige Landespfarrerin in der Ekir für das Amt der Prädikanten (ehrenamtliche Prediger), berichtet von immer größerem Andrang bei den Vorbereitungskursen. Präses Manfred Rekowski wird heute mit den Teilnehmern darüber sprechen, welche Chancen ihr Ehrenamt für die Kirchen birgt.

Am Wochenende sollen die internationalen Laienprediger deutsche Gemeinden erleben — von Kassel bis Köln. Zur Vorbereitung wird am Freitag in Kleingruppen eine Predigt zum vorgeschlagenen Bibeltext für den Sonntag entstehen. Die Gruppen werden bunt gemischt, möglichst jeweils mit Vertretern aller drei Kontinente.

Dass sie bei ihrer Suche nach den richtigen Worten zu den alten Texten eben keine Laien sind, gibt ihnen noch Barbara Rudolph mit auf den Weg. „Nach evangelischem Verständnis gibt es die Unterscheidung zwischen Laien und geweihten Priestern nicht“, sagt die Leiterin der Ökumeneabteilung im Landeskirchenamt. „Alle Christen sind durch ihre Taufe zur Verkündigung berufen, einige zusätzlich durch ihr öffentliches Amt.“

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