Grand Prix: „Atmen und nicht denken“

Vor dem Finale holt Lena noch mal tief Luft: Sie präsentiert eines der ausgefallensten Lieder.

Oslo. Die Jury weiß schon, wie sie ihre Punkte verteilt. Hape Kerkeling, Mary Roos, Jochen Rausch und ihre beiden Mitstreiter haben am Freitag wie alle anderen Länderjurys des Eurovision Song Contest eine Übertragung der zweiten Durchlaufprobe gesehen - die Grundlage für ihre Stimmabgabe.

Der normale Zuschauer kann heute bei einer der vielen Grand Prix-Partys bis in den späten Abend hinein mit Gleichgesinnten grübeln, ob er der niedlichen Filipa Azevedo aus Portugal, dem androgynen Milan Stankovic aus Slowenien oder der fülligen Isländerin Hera Bjoerk im Ganzkörper-Plissee seine Stimme gibt.

Tänzer, Trachten und Tradition charakterisieren diesen Wettbewerb. So gut wie jeder Interpret lässt sich umspringen und anschmachten - Lena Meyer-Landrut nicht. Viele Kandidaten mögen es volkstümlich. Manche setzen auf Uralt-Plagiate wie das dänische Pärchen, das nach Abba klingt. Die Irin Niamh Kavanagh und der Norweger Didrik Solli-Tangen liefern Grand Prix-Hymnen ab, wie es sie seit den 60er Jahren gibt. Da fällt Lenas Lied - zumindest aus deutscher Sicht - angenehm aus dem Rahmen.

In Großbritannien kennt man die Abiturientin aus Hannover besser als die Grand-Prix-Teilnehmer aus dem eigenen Land. Als "frisch und fröhlich" bewerten die Buchmacher von Betfair das Phänomen Lena, "ein geerdetes Plappermaul ganz im Stil von Lilly Allen oder Kate Nash".

Sie gilt - mit der Kandidatin aus Aserbaidschan - als Favorit in britischen Wettbüros. "Zurzeit sieht es so aus, dass die Bieter bei Lenas Sieg für jedes eingesetzte Pfund drei Pfund gewinnen würden." Auf der Insel sorgt Lena Meyer-Landruts eigenwilliges Englisch für reichlich Gesprächsstoff. Muttersprachler rätseln über ihren Akzent. Eine meinte, "ihr Sprachlehrer muss ein betrunkener Australier gewesen sein, der seine Kindheit in Hawaii verbracht und dann Pflegeeltern in Texas bekommen hat."

ARD, Samstag ab 20.15 Uhr

Frage: Hast Du die Schuhfrage für das Finale geklärt?

Lena:Ich hab die schlichten Schuhe gewählt, weil ich die anderen zuablenkend fand. In den bisherigen Shows hab ich auch kurze Kleidchenund hohe Schuhe angehabt. Darin fühl ich mich wohl, das ziehe ich auchjetzt an, dunkel wie immer.

Frage: Was machst du in den letzten fünf Minuten vor dem Auftritt?

Lena: Nicht so viel denken, atmen, noch was trinken, und das war’s.

Frage: Was passiert danach?

Lena: Wir werden auf jeden Fall feiern.

Frage: Ist es in Oslo so, wie Du Dir das vorgestellt hast?

Lena:Es ist auf jeden Fall viel. Und unglaublich anstrengend. Aber auchwunderschön. Die Kraft und die Reserven, die man hat, sind so groß, dakann man unglaublich viel aushalten. Vorher bin ich in die Schulegegangen, hab zu Hause erstmal geschlafen, ein bisschen gelernt unddann wieder geschlafen. Das ist hier natürlich wahnsinnig anders.

Frage Wird es schwer, ohne den ganzen Rummel zu leben?

Lena:Ich glaube in der Tat, dass das ganz schwierig ist. Nicht, weil mankamerageil wird. Dass plötzlich viele Kameras da sind und dass manunheimlich viel Aufmerksamkeit bekommt, das hat nichts mit dieserGeilheit zu tun. Sondern das wird zu einer Gewohnheit. Und die ist echtschwer abzubauen. Aber es geht. Manche gewöhnen sich auch das Rauchenleicht ab. Man wird sehen, wie das bei mir wird. Ich hab ja Gott seiDank noch andere Sachen zu tun, als in einem Loch zu liegen.

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