Götz George ermittelt wieder im Revier

Köln (dpa) - Komalschek heißt Götz George in seinem neuen Ruhrgebietskrimi, und das erinnert vom Namen her schon ein bisschen an Schimanski.

Götz George ermittelt wieder im Revier
Foto: dpa

Aber sonst hat dieser Komalschek mit dem Duisburger Kommissar rein gar nichts zu tun. Er prügelt nicht, sondern wird selbst zusammengeschlagen. Er redet fast nicht, schon mal gar nicht laut. Und er ist eben auch kein Polizist, sondern im Gegenteil ein verurteilter Doppelmörder, der jedoch auf eigene Faust die wahren Hintergründe der lange zurückliegenden Bluttat ergründen will. Nur einmal kommt für einen ganz kurzen Augenblick Horst Schimanski ins Bild: Als alte Fotos durchgeguckt werden, sieht man auf einem davon einen noch jungen Götz George in der bekannten beigen Schimmi-Jacke.

„Besondere Schwere der Schuld“ ist der Titel des 90-Minuten-Thrillers, den die ARD am Samstag (1. November) zeigt. Regie führt der „Tatort“-versierte Kaspar Heidelbach („Das Wunder von Lengede“), das Drehbuch stammt von Grimme-Preisträger Sascha Arango. An Georges Seite spielen Hannelore Elsner und Manfred Zapatka. Gedreht wurde nicht im Ruhrgebiet, sondern in Köln und Umgebung - auch wenn im Film alle Autos Recklinghäuser Kennzeichen haben und der Bus nach Dorsten fährt. Der Pressetext spricht von einer „Ruhrpott-Grubensiedlung“, wo genau die Handlung verortet ist, bleibt unklar.

Schon zu Beginn gibt's eine Überraschung: George (76) hat diesmal nur ein Bein, das andere ist weg. Er geht auf einem Eisenbein, das Klickgeräusche macht, ungefähr so ähnlich wie bei Robbi aus „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Das Klicken zieht sich durch den ganzen Film, und einige Leute haben bald schreckliche Angst davor.

Joseph Komalschek soll einst eine junge Frau und deren Neugeborenes ermordet haben. Dafür hat er - wegen besonderer Schwere der Schuld - 30 Jahre gesessen und ist auch dann nur wegen eines Formfehlers freigekommen. „Das ist ein Mensch, dem ist die Seele abhanden gekommen“, sagt George über die Rolle.

Zum Entsetzen der Nachbarschaft kehrt Komalschek nach seiner Freilassung in seine alte Wohnung zurück, begleitet von drei Polizisten, die die „Bestie“ nicht aus den Augen lassen dürfen. Dennoch gelingt es ihm immer wieder, seine Beschatter auszutricksen und zu entkommen. Vordergründig bewegt sich Komalschek in einer spießigen Idylle, doch direkt unter den Gartenzwerg-bestandenen Vorgärten tut sich die Gegenwelt der verlassenen Bergwerksstollen auf. Komalschek gräbt im Berg, und er gräbt auch in der Vergangenheit seiner biederen Nachbarn.

Wenn diese schließlich selbst in ihren Vorgärten zu schaufeln beginnen, gleitet der Film ein wenig ins Parodistische ab. Spannend ist er aber allemal, und am Ende gibt's eine Auflösung, die man so nicht hat kommen sehen.

Bei der Premiere während des Fernsehfestivals Cologne Conference gestand Götz George, dass er die Wendung am Schluss beim Lesen des Drehbuchs zunächst gar nicht durchschaut hatte. Hannelore Elsner ging's genauso: „Ich hab's auch nicht verstanden. Ich habe immer wieder gefragt: Wer hat wen umgebracht?“ Die Zuschauer müssen nicht so lange rätseln. George: „Wir haben's jetzt so gemacht, dass es jeder Idiot versteht.“

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