Glanzvolle Hochzeit mit Rittersporn und Spitze

Potsdam (dpa) - Liebevoll zieht Georg Friedrich Prinz von Preußen (35) seine Braut an sich und gibt ihr einen festen Kuss. Mit der kirchlichen Trauung in der Potsdamer Friedenskirche ist es besiegelt: Sophie Prinzessin von Isenburg (33) ist nun eine Preußen-Prinzessin.

Formell hatte sie den Titel allerdings schon zwei Tage zuvor mit der standesamtlichen Hochzeit in Potsdam erhalten. Die gebürtige Hessin hat in ein großes Adelshaus eingeheiratet. Gäbe es noch eine Monarchie in Deutschland, wären die Brautleute das Kaiserpaar. Dennoch wirken sie bodenständig. Auch die glanzvolle Adelshochzeit war geprägt von ihrer persönlichen Note.

In einem ausgefallenen Hochzeitskleid zwischen Märchen und Moderne schritt die Braut an der Seite ihres Vaters Franz Alexander Fürst von Isenburg zum Traualtar. „Wunderbar“ und „traumhaft“, so die Kommentare. „Das Kleid passt zu ihr“, meinte auch ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert. Der Potsdamer Designer Wolfgang Joop hatte es entworfen - und dabei den Brautschleier aus Brüsseler Spitze der Familie von Isenburg in den Mittelpunkt gestellt. Sophie folgte damit der Tradition ihre Familie.

Während die Braut die wenigen Meter vom Hotel bis zur Kirche im Rollce-Royce zurücklegte, kam ihr Bräutigam zu Fuß zur Kirche. An seiner Seite seine Mutter Donata Gräfin zu Castell-Rüdenhausen und seine Schwester Cornelie-Cécile, die seit ihrer Geburt behindert ist und zu der er ein liebevolles Verhältnis hat. Sie sind ohne Vater groß geworden: Louis Ferdinand Prinz starb 1977 kurz nach dem ersten Geburtstag des heute 35-Jährigen nach einem Unfall bei einer Wehrübung. Die Schwester wurde kurz danach geboren.

Sein Großvater benannte ihn damals zum Nachfolger als Chef des Hauses, mit 18 Jahren übernahm er diese Position. Und so war eine Hochzeit im großen Stil Pflicht - zumal die Hohenzollern-Dynastie in diesem Jahr ihr 950-jähriges Bestehen feiert. Das Paar hätte gerne schlichter geheiratet, hieß es. Umso wichtiger war den beiden Betriebswirten, die sich seit Kindheitstagen kennen, der private Rahmen bei der standesamtlichen Hochzeit.

Den Potsdamern gefiel jedoch das Schauspiel: Tausende Zaungäste säumten am Samstag die Straßen, die ersten hatten sich schon morgens um 8.00 Uhr mit Klappstühlen einen Platz gesichert. Sie applaudierten vor allem dem ausgefallenen Kopfschmuck und sommerlichen Kostümen der Damen. Protestrufe von einer Gegendemonstration, die laut Polizei friedlich blieb, verhallten schnell. Auch die Live-Übertragung des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), für die es im Vorfeld Kritik gegeben hatte, stieß auf Interesse: Rund 160 000 Menschen verfolgten das Spektakel - ein Marktanteil von 18,6 Prozent, so ein rbb-Sprecher.

Die Braut zog zu Fanfaren in die mit weißem und blauem Rittersporn geschmückte Kirche ein. Die Trauung erfolgte in einem ökumenischen Gottesdienst, weil der Prinz evangelisch ist und die Braut katholisch. Auch ein jüdisches Loblied wurde gesungen. Vor allem der evangelische Pastor Michael Wohlrab von der Auguste-Victoria-Stiftung fand sehr persönliche Worte für das Paar. Er überreichte auch die Eheringe - es sind die von Georg Friedrichs Eltern. Sie wurden neu graviert.

Den katholischen Part übernahm der pensionierte Abt Gregor Henckel von Donnersmarck, Onkel des Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck. Nach der Zeremonie verlas der Abt Glückwünsche und eine persönliche Botschaft von Papst Benedikt XVI.

Sämtliche großen deutschen und europäischen Adelshäuser hatten Vertreter geschickt, besonders stark vertreten waren die Hessen und die Bayern. Fast alle von ihnen gingen zu Fuß erst zur Kirche, dann durch den Schlosspark Sanssouci zu den Neuen Kammern, wo das Paar nach der Trauung zu Champagner und Häppchen eingeladen hatte.

Zu den Gästen zählten auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, sein Vorgänger Manfred Stolpe (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD), der das Paar am Donnerstag standesamtlich getraut hatte. Sänger Max Raabe und Griechenlands Ex-Nationaltrainer Otto Rehagel und Ehefrau Beate gehörten zu den privaten Gästen des Paares. „Wir sind seit vielen Jahren befreundet“, verriet Rehagel.

Mit den Freunden feierten die Frischvermählten bis in die Morgenstunden. „Um fünf wurde noch getanzt“, berichtete ein Gast. Danach ging's sofort zum Flieger nach Südfrankreich. „Eine Überraschung für die Braut“, so ein Sprecher der Hohenzollern.

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