Frauen in Tütchen sollen Sammelfieber wecken

Stuttgart (dpa) - Ein paar Mal sah es so aus, als ob das neueste Projekt des Panini-Verlags doch noch scheitern könnte. Beinahe unlösbar schien es, alle für das Sammelheft zur Frauen-Fußball-WM nötigen Informationen zu klären.

Woher bekommt man eine Abdruckgenehmigung für das Foto einer Nachwuchsfußballerin aus Äquatorial-Guinea? In welcher Provinz ist die Starstürmerin aus Nordkorea geboren? Und wie groß genau ist die Torhüterin aus Norwegen? „Für den Frauenfußballbereich wurden diese Daten noch nie gebündelt“, sagt Panini-Sprecherin Christine Fröhler.

Auch wenn für das Heft nicht alle Infos aufgetrieben werden konnten: Das Album ist fertig und wird seit Anfang des Monats verkauft. Die Startauflage von 4,5 Millionen Päckchen sei bereits komplett ausgeliefert, Panini drucke nun 1 Million Tütchen nach. Angesichts von 160 Millionen Päckchen 2006 und immerhin noch 90 Millionen im Jahr 2010 ist das immerhin ein Achtungserfolg. „Das übertrifft alle Erwartungen“, zieht Fröhler eine erste Bilanz.

Nach fast 40 Jahren im Männer-WM-Geschäft ist es das erste Mal, dass der im italienischen Modena beheimatete Mutterverlag ein Klebeheft für eine Frauen-Meisterschaft in die Läden bringt. Zur WM 1974 kam das erste Heft in Deutschland heraus. Bereits 13 Jahre vorher hatten die Brüder Panini das erste Album zur italienischen Serie A verkauft. Gedruckt und gemischt wird auch heute noch auf den Maschinen aus den 60er Jahren. Ein ausgeklügeltes System sorge dafür, dass es in keinem Päckchen doppelte Motive gebe. „Übrigens werden auch alle Bilder gleich oft produziert“, sagt Fröhler und räumt damit ein Vorurteil frustrierter Sammler aus, für die einzelne Motive immer wieder nicht auffindbar erscheinen.

Wichtigster Umsatzbringer im Verlag bleibt der Männerfußball. Bei deren Weltmeisterschaften steige der Umsatzanteil der Aufkleber auf rund 40 Prozent. Umso schmerzlicher trifft es die Firma, seit der Saison 2009/2010 die Bundesliga-Rechte an den US-amerikanischen Konkurrenten Topps verloren zu haben. Trotzdem reichte es für den Konzern, der vor allem Kinderzeitschriften mit TV-Schwerpunkt, Comics und Poesiealben auf den Markt bringt, im Jahr 2010 noch für rund 87 Millionen Euro Umsatz in Deutschland, erwirtschaftet von 70 Mitarbeitern.

Das nur in Deutschland erscheinende Frauenheft solle zwar an die Erfolge bei den Herren anknüpfen. Es sei aber in erster Linie ein Versuchsballon, sagt Sprecherin Fröhler. Intern hoffen die Verantwortlichen vor allem auf sammelbegeisterte Nachwuchsspielerinnen und eine ähnliche Stimmung im Land wie bei den Männer-WM-Sommermärchen 2006 und 2010. „Besonders ein frühes Ausscheiden der Deutschen wäre furchtbar“, sagt Fröhler.

Schade wäre es dabei wohl auch um die Mühe der Rechercheure für das Heft. Die durften freilich nicht alles schreiben, was sie herausfanden. „Wir haben keine Kiloangaben im Heft. Das wäre nicht so charmant“, sagt Fröhler über die fehlenden Gewichtszahlen der Spielerinnen.

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