„Die Buddenbrooks“ kommen ins TV

Hamburg (dpa) - Der Herr Konsul wird blass, ringt nach Luft. Dann rafft ihn der Infarkt dahin. Frau Konsul steht vorm Spiegel, bedeckt sich mit dem Witwenschleier und beschließt, ganz tapfer zu sein.

Draußen braut sich aber ein gewaltiges Gewitter zusammen. Wer Heinrich Breloers Verfilmung von Thomas Manns Lübecker Familiensaga „Die Buddenbrooks“ im Kino sah, wird sich an diese Szenen kaum erinnern können. Denn sie fehlten in der 140-Minuten-Version.

Sie sind aber in der um 40 Minuten längeren Fassung zu sehen, die die ARD als „das große Geschenk an ihre Zuschauer“ - so formuliert es Programmdirektor Volker Herres - zur Weihnachtszeit präsentiert, am 27. und 28. Dezember jeweils um 20.15 Uhr im „Ersten“ und zuvor schon drei volle Stunden lang hintereinander weg an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) bei Arte.

Regisseur Breloer ist mit dem Splitting ganz zufrieden: „Wer einen der beiden Teile bei der ARD versäumen muss, hat vorher bei Arte Gelegenheit.“ Ihn selbst befällt das glückliche Gefühl wie schon bei den Dreharbeiten: „Wessen Leben vom Kino geprägt ist und wer dort am ehesten die Erfüllung seiner Sehnsüchte fand, ist dankbar, wenn er einmal als Regisseur so richtig aus dem Vollen schöpfen kann.“

Obwohl, betont er, der Aufwand gemessen an der literarischen Vorlage und ihren Ansprüchen immer noch relativ bescheiden war, nicht zu vergleichen mit einem Film wie Lucchino Viscontis „Leopard“: „Daneben sind wir nahezu eine Low-Budget-Produktion.“ Von 16 Millionen Euro Produktionsetat lässt sich allerdings schon einiges auf die Beine stellen: eine Starbesetzung von Armin Mueller-Stahl und Iris Berben bis hin zu Jungstars wie Jessica Schwarz, Justus von Dohnanyi und August Diehl, eine Luxusausstattung mit einem für eine Million Euro originalgetreu nachgebauten Buddenbrook-Haus, edle Kostüme, deren Kosten bei den Produzenten helles Entsetzen auslösten.

„Der Glanz musste sein“, sagt Breloer. „Es ging dabei um mehr als optische Völlerei. Luxus war in einer Kaufmannsfamilie wie den Buddenbrooks auch ein Ausweis der Kreditfähigkeit ihrer Firma.“ Und um die Firma - Kaufmannssohn Breloer kennt das aus eigener Jugendzeit - dreht sich in solchen Familien alles, ebenso wie nun im Film. Die Geschichte dieser Familie hier hatte die mit 1,3 Millionen Besuchern respektabel erfolgreiche Kino-Fassung erzählt.

Die Langfassung bezieht mehr als dort die Zeitgeschichte mit ein, zeigt, wie sich das alte Lübeck unter dem Vorzeichen der deutschen Einigung von 1871 „globalisiert“, die freie Marktwirtschaft immer härter wird und schließlich zu hart für die in Noblesse verdämmernde Edel-Sippe Buddenbrook. Die Ironie, mit der Thomas Mann diesen Niedergang schilderte und selbst noch tragischen Vorgängen ihren Hauch von Komik gab, kann jedoch auch ein Film in Langfassung nicht einfangen. Breloer sagt bescheiden: „Ich bin schon zufrieden, wenn mir ein paar Bildschöpfungen gelungen sind, mit denen Thomas Mann einverstanden sein würde.“

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