Der Eisenhans

Hamburg (dpa) - Was will der Kerl im Märchenwald? Immer wieder fängt er Jäger ein, die dann auf ewig verschwunden bleiben. Bis der Schwarze Ritter kommt und seinerseits den Waldmenschen einfängt.

Schon schmachtet der im Käfig des königlichen Schlosses dem sicheren Tod entgegen, als ihn der achtjährige Prinz Johannes befreit. Dafür nimmt er den Jungen gleich mit in den Wald, wo das verwöhnte Knäblein lernt, fern aller prinzlichen Privilegien ganz auf sich selbst gestellt zu leben, also kurz: ein Mann zu sein. Nicht einer wie der mächtige Schwarze Ritter, der sich als rechtes Chauvi-Ekel entpuppen wird, sondern auch edel und gut, der richtige Partner für die süße kleine Prinzessin. Und wenn sie nicht gestorben sind...

„Der Eisenhans“ dürfte eines der weniger bekannten Grimmschen Märchen sein. Dennoch hat das ZDF die Geschichte in einer Neuverfilmung umgesetzt (an Heiligabend um 15.30 Uhr im Programm) und damit die gesicherten Pfade seiner bisherigen Märchenproduktionen verlassen, mit denen der Sender vor sieben Jahren - noch vor den „Sechs auf einen Streich“-Verfilmungen der ARD - begonnen hat. „Rotkäppchen“ war es im ersten Jahr und zuletzt „Aschenputtel“; Märchen, wie sie aus seiner Kindheit fast jeder nahezu auswendig kennen dürfte.

Den „Eisenhans“ aber nicht, obwohl gerade dieser Stoff, meint ZDF-Redakteurin Irene Wellershoff, seine gehörige Portion Aktualität besitzt, ohne aufgesetzt aktuell zu sein: „Hier ist ein Junge, allzu behütet von der Mutter her, mit einem Vater, der kein Vorbild ist. Er muss den eigenen Weg finden, um eines Tages sagen zu können: Ich bin nicht durch den Zufall der Geburt König geworden, sondern ich traue mir den Herrscher zu.“

Das Buch stammt von Rudolf Herfurtner, Regie führte Manuel Siebenmann. Gedreht wurde auf österreichischen Burgen, und alles sieht ein wenig aufwendiger aus, als es ist. Irene Wellershoff erklärt lächelnd: „Wir verstehen uns allmählich auf die Kunst, alles etwas teurer scheinen zu lassen, als es tatsächlich war.“

Den Eisenhans spielt, in eindrucksvoll düsterer Maske kaum wiederzuerkennen, Michael Mendl - und der hatte seinen Spaß am märchenhaften Mummenschanz. Wie es generell, so auch die Erfahrung der ARD-Kollegen, nicht schwierig ist, prominente Schauspieler für die Märchenfilme zu gewinnen.

„Die spielen ja sonst meistens moderne Rollen. Da ist es eben ein Vergnügen besonderer Art, sich in historische Gewänder zu hüllen," meint Irene Wellershoff. Und die Begeisterung des jungen Publikums ist ihnen schon mal sicher wie den Filmen ihre gute Quote. 14,4 Marktanteil hatte in diesem Jahr allein die „Aschenputtel“-Wiederholung gebracht.

Etwas problematisch dürfte wohl der Sendetermin am Nachmittag des Heiligen Abends sein: „Sicher wird am 1. Feiertag mehr ferngesehen. Aber die Uhrzeit 15.30 Uhr eignet sich vielleicht ganz gut für alle, die einfach Lust haben, für 85 Minuten ins Märchenland zu reisen und sich dort verzaubern zu lassen“, meint Wellershoff.

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