„Darin bin ich perfekt“ - Promi-Papas am Wickeltisch

Berlin (dpa) - Basketballstar Dirk Nowitzki findet sich darin „perfekt“, DFB-Kapitän Philipp Lahm macht es angeblich „total souverän“ und SPD-Chef Sigmar Gabriel lernt dabei Frauen kennen: das Windeln wechseln beim eigenen Nachwuchs.

„Darin bin ich perfekt“ - Promi-Papas am Wickeltisch
Foto: dpa

Auch Popstar Robbie Williams, Rapper Sido und Schauspieler Heino Ferch wickeln gern - und erzählen in Interviews davon. Ist der wickelnde Vater im Trend? Gar Ausdruck des modernen Mannes?

„Die Entwicklung geht tatsächlich dahin, dass Väter es als Ehrensache ansehen, ihren Nachwuchs zu wickeln, gerade in den ersten Tagen und Wochen“, sagt Eva-Maria Bach, Hebamme aus Düsseldorf. Inzwischen hätten viele Väter kurz nach der Geburt Urlaub oder Elternzeit. „Da viele Mütter ihre Kinder stillen, bleibt den Vätern oft nur die Wickelzeit.“

Auch für Robbie Williams war es kurz nach der Geburt seiner Tochter Theodora der schönste Teil des Tages, sie zu wickeln. Er sei „ein großartiger Windelwechsler geworden“, sagte der Sänger dem „Focus“. Rapper Sido wurde im August Vater eines Jungen. „Ich wechsele sehr gerne die Windeln, weil das so ein intensiver Moment mit meinem Sohn ist“, erzählte er im dpa-Interview.

Hebamme Bach ist sich sicher, dass das Wickeln die Vater-Kind-Bindung stärkt. „Am Anfang lernt der Vater mit seinem Sprössling umzugehen“, sagt sie. Auch wenn der Säugling aus vollem Leibe schreie und Papa unter der Wärmelampe schwitze. Wenn der letzte Druckknopf am Baby-Body geschlossen sei und Mann den sauberen Nachwuchs erschöpft im Arm halte, sei die Mission geglückt.

Routinierte Väter können über Druckknopf-Probleme nur lächeln. Schauspieler Wotan Wilke Möhring sagte nach der Geburt seines dritten Kindes Henriette vor rund einem Jahr: „Beim Windeln wechseln geht es derzeit um die Rekordzeiten, die zu unterbieten sind.“ Heino Ferchs vier Monate alter Sohn Gustav Theo Cian weiß sich bei Papa ebenfalls in erfahrenen Wickel-Händen. Er ist das dritte Kind für den Schauspieler. Und Windeln wechseln, das verlerne man vermutlich nicht, meint Ferch. „Das kann man wie Fahrradfahren, glaube ich.“

Bachs Kollegin, die Hebamme Britta Milde aus Düsseldorf, meint auch: Falsch machen könne man beim Wickeln nicht viel. „Sanfte und gründliche Pflege und Reinigung und das Handling ist wichtig. Männer sind da oft Naturtalente und lassen sich auch ungerne was sagen oder reinreden.“

Naturtalente - das sind dann wohl auch Dirk Nowitzki und Philipp Lahm. Beide wurden zum ersten Mal Vater. Nowitzki erzählte in der Zeitschrift „Bunte“ kürzlich über seine Tochter Malaika: „Ich war bei der Geburt dabei, wickle sie und stehe mitten in der Nacht auf. Das sollte für einen Vater heutzutage selbstverständlich sein.“ Lahms Mutter Daniela plauderte in der Münchner „Abendzeitung“ über die Papa-Qualitäten ihres Sohnes: „Total souverän macht er das, alles bestens - auch beim Windeln wechseln.“

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel machte beim Wickeln seiner 2012 geborenen Tochter Marie Damenbekanntschaften - schließlich seien die Wickeltische in Kneipen nicht auf der Herrentoilette. Auf einer Wahlkampfveranstaltung sagte er: „Wenn ich damals gewusst hätte, wie viele Frauen ich auf der Damentoilette kennengelernt habe, hätte ich mir schon viel früher ein Kind geliehen.“

Marie Reusch von der „Genda“-Forschungsstelle der Uni Marburg sagt, selbstverständlich sei es Ausdruck veränderter Elternrollen, wenn Mutter und Vater alltägliche Aufgaben wie das Wickeln erledigten. Statistiken zeigten aber, dass es noch immer die Frauen seien, die die meiste alltägliche Arbeit verrichteten.

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