Alexandra Neldel gibt die Rächerin

Prag (dpa) - In der „Wanderhure“ musste Alexandra Neldel als fahrende Prostituierte Marie Vergewaltigungen und Auspeitschungen überstehen.

Für die Fortsetzung des Mittelalterepos hat die 35 Jahre alte Schauspielerin nun Schwertkampf und Reiten trainiert. Damit könnte sie sich von der hilflosen „Hübscherin“ Marie gar zur Amazone profilieren. „Es ist die Rache, die sie treibt und sie einfach nicht zur Ruhe kommen lässt“, sagt der „Verliebt in Berlin“-Star über seine Rolle.

Eine Kulisse braucht es auf der böhmischen Krivoklat-Burg nicht. Im gothischen Saal erinnert jede Mauerritze an das Mittelalter. „Und Action“ ruft der Regisseur. Mit einem flehenden und zugleich fordernen Ausdruck tritt die frühere „Wanderhure“ Marie Schärer vor König Sigismund (Götz Otto). Der soll es ihr erlauben, ihren in Böhmen verschollenen Ehemann Michel Adler (Bert Tischendorf) aufzuspüren und sich an denen zu rächen, die ihren Gemahl umbringen wollten.

Aufmerksam beobachten die Autoren der Romanvorlage „Die Kastellanin“ die Dreharbeiten in der Nähe von Prag. Hinter dem Pseudonym Iny Lorentz verbergen sich in Wirklichkeit Iny Klocke und Elmar Wohlrat. Die beiden tragen Halstücher im Partnerlook und schwärmen von Neldel. Klocke bewundert, dass sich die Schauspielerin bis zur körperlichen Erschöpfung in die Rolle schmeißt. Dass in Böhmen gedreht wird, wo der Roman spielt, freut die beiden Schriftsteller besonders.

Die 900-jährige Geschichte der Burg wirkt auf alle Beteiligten. Regisseur Hansjörg Thurn ist überzeugt, dass die Schauspieler die Echtheit spüren. Doch letztlich ist die „Rache der Wanderhure“ weniger ein authentischer Historienfilm als vielmehr ein großes Melodrama. Den Machern war es wichtig, die Geschichte der Marie aktuell zu halten. Sie beschreiben Marie als eine junge Frau, die durch alle sozialen Raster falle und sich wieder nach oben kämpfe. Statt auf gesellschaftliche Regeln muss sie sich dabei ganz auf ihren Instinkt verlassen.

Anders als bei der Bearbeitung des ersten Marie-Romans haben die Drehbuchautoren diesmal einiges verändert. Ihre Neufassung ist zackiger und wird die Grundlage für ein neues Iny-Lorentz-Buch zum Film sein. In der Zwischenzeit hat das Autoren-Duo weitere drei Bände mit Marie als Hauptfigur geschrieben. Dabei war „Die Wanderhure“ eigentlich ein in sich abgeschlossener Handlungsstrang. Klocke nennt es einen Test für Autoren, auf Zuruf ein weiteres Abenteuer vorlegen zu können. Den hat das Schriftsteller-Duo bestanden, zur Freude von Millionen Lesern.

Klocke und Wohlrat entschieden sich, ein Motiv aus dem ersten Band aufzugreifen. Darin war der tschechische Reformator Jan Hus auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt worden. Nun schicken die Autoren eine ältere, reifere Marie in die Wirren der Hussitenkriege, um ihre große Liebe zu suchen. Ihre Zukunft und ihre Ehe stünden auf dem Spiel, denn Böhmen sei während der Hussitenkriege nicht unbedingt ein Urlaubsziel gewesen, verrät Wohlrat.

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