50 Jahre Bonanza: Die heile Welt der Cartwrights

Vor 50 Jahren startete „Bonanza“ im deutschen Fernsehen. Die Popularität der Western-Serie hält bis heute an. Zu Besuch bei Sammler Wolfgang Arndt in Lohmar.

Düsseldorf. Eine Briefmarke aus Kanada, ein Bierglas aus Belgien, eine Schallplatte aus Japan — und auf der Zimmertür klebt Michael Landon als Starschnitt aus zwölf Bravo-Heften. Im Dachgeschoss seines Fachwerkhauses hat Wolfgang Arndt Skurriles und Kurioses ausgebreitet.

„Die Begeisterung für ,Bonanza’ ist noch immer riesengroß“, sagt der 51-Jährige aus Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis. Seit Kindertagen schwärmt Arndt für die Westerngeschichten mit den Cartwrights. Seitdem sammelt er Kitschiges und Kultiges. Längst hat er die eigenen Kinder angesteckt.

430 Episoden, 14 Staffeln, sind zwischen 1959 und 1972 gedreht worden. Wolfgang Arndt kennt sie alle, jeden Dialog kann er mitsprechen.

Im Oktober 1962, vor 50 Jahren also, flimmerten die stets 48 Minuten langen Abenteuer zum ersten Mal über deutsche Fernsehbildschirme, und zwar im ersten Programm. „Ich musste ,Bonanza’ bei Verwandten sehen, natürlich in Schwarz-Weiß“, erinnert sich Arndt. „Meine Eltern hatten damals noch keinen Fernseher.“

Premiere war indes bereits am 12. September 1959 auf dem amerikanischen Sender NBC. Seither wurde die Serie in mehr als 100 Ländern ausgestrahlt. „Es heißt, sogar die Queen sei ein großer Fan“, sagt der Experte.

Auch die Kielerin Petra Nagel (50) kennt diese Begeisterung. Sie betreibt seit 2003 die Internetpräsenz www.tv-nostalgie.de, eine Art Online-Archiv und Fanforum für Beliebtes aus der Flimmerkiste. „Bonanza“ darf dort natürlich nicht fehlen. Die Zahl der Klicks ist immens. „Nur das Sandmännchen hat mehr“, schildert die Angestellte im Personalwesen. Ihre Erklärung für den Erfolg: „Bonanza“ sei eine wirkliche Familienserie — wobei Petra Nagel das Hauptpublikum unter Frauen ausmacht.

„Von Männern weiß ich, dass sie lieber harte Western mit weniger Komödie schauen.“ Sie nennt andere Klassiker wie „Rauchende Colts“ und „Am Fuß der blauen Berge“ als Beispiele. „Zudem war Michael Landon als Joseph Francis ,Little Joe’ Cartwright ein absoluter Frauenschwarm“, sagt die Kielerin, die die Serie ebenfalls als Kind verfolgt hat — ohne sich dabei in einen der Cartwright-Jungs zu vergucken, wie sie beteuert.

Für Heike Barke (54) waren es die Pferde, die sie als Mädchen an den Fernseher fesselten. „Nur deswegen durfte ich ,Bonanza’ überhaupt sehen“, verrät die Dortmunderin, die heute Enthusiasten aus aller Welt zusammenbringt.

Zum Beispiel vom 12. bis 14. Oktober, wenn in Augsburg das Fantreffen zum deutschen Fernsehjubiläum steigt — natürlich im Freizeitpark „Western City“. „Jeder, der älter als 25 ist, hat doch schon mal ,Bonanza’ geschaut“, glaubt Barke. „Und jeder, der die Episoden erlebt, liebt es irgendwann, in diese heile Welt abzutauchen.“

Die Hauptdarsteller Lorne Greene, Michael Landon, Pernell Roberts, Dan Blocker und Victor Sen Yung (genau 101mal zu sehen als chinesischer Koch Hop Sing) sind alle verstorben. Der Tod Blockers im Jahr 1972 bedeutete das Aus für „Bonanza“: Der gerade einmal 43 Jahre alte Schauspieler hatte den schwergewichtigen, aber überaus beliebten Eric Cartwright, genannt „Hoss“, gespielt.

Selbst nach fünf Jahrzehnten taugen diese Männer noch für Werbekampagnen. Wolfgang Arndt tippt auf eine Zeitungsanzeige, in der ein Geschäft für Tierbedarf Hundefutter anpreist: „Jeffos Bonanza-Mix“, heißt es, soll dem Cowboy im Hund Appetit machen. Eine Bonanza-Pfanne mit Holzgriff besitzt der Fan aus dem Rheinland ebenfalls — und brät sein Steak darin.

Zu Arndts Lieblingsstücken in seiner Sammlung gehört die japanische Ausgabe der Vinylsingle „Ringo“, die der Schauspieler Lorne Greene (1915 bis 1987) aufgenommen hat und die dem Kanadier prompt einen Nummer-1-Hit in den Vereinigten Staaten einbrachte. In der TV-Serie spielte er den Vater der Sippe, Ben Cartwright.

Entfacht haben Arndts Leidenschaft übrigens drei Jugendbücher und einige Postkarten, die der junge Westernfan schon damals wie einen Schatz hütete. Heute sind das Internet und Flohmärkte wahre Fundgruben. „Ich bin hinter allem her, was mir interessant und ausgefallen erscheint.“ Niederländische Zigarrenbanderolen von 1974 mit den Konterfeis der Hauptdarsteller zählen ebenso dazu wie ein Papierbastelsatz der „Ponderosa“-Ranch.

Auf der Ponderosa in Incline Village/Nevada hat Arndt die Schauspieler Mitch Vogel (heute 56) und Gregory Walcott (84) kennengelernt. Sie hatten zumindest kleine Rollen in der Fernseh-Serie.

Erbaut wurde die „echte“ Farm erst 1967. „Viel wurde da dann aber doch nicht gedreht. Man blieb lieber im Studio“, sagt Arndt. 2004 kaufte der Milliardär David Duffield das Anwesen für 50 Millionen US-Dollar und errichtete hohe Zäune. „Seither ist das Gelände für uns Fans eigentlich unzugänglich“, ärgert sich der Mann aus Lohmar. Ein Foto erinnert an den Tag, als die Pforten ausnahmsweise mal für ein Fan-Treffen offen standen und auch der weitgereiste Deutsche die Filmkulisse am Lake Tahoe betreten durfte.

Was Wolfgang Arndt in seinen Vitrinen noch fehlt? Die Antwort kommt prompt: „Es gab mal eine Schneekugel mit der Ponderosa-Ranch drin. Die suche ich — bislang vergeblich.“

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