Geschlossene Klinik: Schwarzer-Peter-Spiel um Patienten-Akten

Im Sauerland verfällt eine ehemalige Tumor-Klinik. Für die Unterlagen im Keller fühlt sich niemand verantwortlich.

Meschede. Die idyllisch im Wald bei Meschede gelegene „Veramed-Klinik“ wächst langsam zu. Vor dreieinhalb Jahren ging das Krankenhaus pleite. Das Personal wurde entlassen und jemand drehte den Schlüssel herum. Seitdem steht das komplett möblierte Gebäude leer.

Doch immer wieder kommen Einbrecher - entweder um den Flair des verwunschenen Gebäudes zu erfahren oder um Metall und andere Wertgegenstände zu demontieren. So weit ein Schicksal, dass so mancher Immobilie widerfährt.

Doch bald wird sich vermutlich das Gesundheitsministerium in Düsseldorf mit der „Geister-Klinik“ befassen. Denn im Keller lagern noch die Akten der ehemaligen Patienten.

Bereits mehrfach waren die Akten frei zugänglich, weil Einbrecher Türen eingetreten oder sogar herausgeflext hatten. Der Hochsauerlandkreis hatte bereits 2010 den Datenschutzbeauftragten des Landes informiert.

Denn die Akten können nicht einfach vernichtet werden: Sie müssen 30 Jahre sicher aufbewahrt werden, so ein Sprecher der Behörde in Düsseldorf. Außerdem muss sichergestellt sein, dass Patienten oder andere Ärzte Einblick nehmen können. Doch das scheint in Meschede nicht gewährleistet.

Als „Übergangslösung“ hatte der Datenschutzbeauftragte akzeptiert, dass die Akten in einem mit einer Stahltür verschlossenen Keller gelagert werden. Doch weil der nun bei Einbrüchen auch aufgebrochen wurde, soll gehandelt werden. „Wir werden prüfen, ob es da eine Regelungslücke gibt und das dann dem Gesundheitsministerium vorlegen“, sagt der Sprecher des Datenschutzbeauftragen, Nils Schröder.

Vor Ort sollen sich der Insolvenzverwalter und die anderen Beteiligten auf eine sichere Unterbringung einigen. Sollte das nicht klappen, müssten gesetzliche Regelungen her, sagt auch Kreissprecher Martin Reuther in Meschede. Der Kreis ist zwar nicht zuständig, hat aber seine Moderation angeboten. „Ich würde es auch nicht gut finden, wenn meine Akten für jedermann zugänglich wären.“

Der Insolvenzverwalter hatte nach der Pleite die Akten nicht als zur Insolvenzmasse gehörend angesehen und an den Geschäftsführer der Betreibergesellschaft zurückgegeben. Doch der wollte sie auch nicht haben. Verständlich, schließlich kostet die ordnungsgemäße Lagerung der Akten viel Geld.

Ein Beispiel dafür sind die Patientenakten des vor kurzem geschlossenen Marienkrankenhauses in Wickede-Wimbern. Dort gibt es noch einen Betreiber, der die Aufgabe ernst nimmt.

Der Katholische Hospitalverbund in Unna hat ein Unternehmen mit der Archivierung beauftragt. „Wir schätzen, dass uns das bis zum Ablauf der Aufbewahrungsfrist 220 000 Euro kostet“, sagt der kaufmännische Direktor Wilfried Averhage.

Die Akten seien in mit Regalen ausgestatteten Containern abtransportiert worden. Und es sei sichergestellt, dass jeder Patient auch 30 Jahre nach seinem Krankenhaus-Aufenthalt Einblick nehmen kann. Auch dafür muss der Hospitalverbund dann jeweils zwischen fünf und zehn Euro zahlen.

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