„German Bratwurst“ und Glühwein in New York

New York (dpa) - Eine Ladung voller Nürnberger Lebkuchen, Holzschnitzereien aus dem Erzgebirge und deutschem Kinderpunsch trifft jedes Jahr kurz vor Weihnachten in New York ein. Und mit ihr Ingo Bergmann.

Der Oldenburger kommt nach Manhattan, um den Amerikanern die deutsche Weihnachtsmarkt-Kultur näher zu bringen - mit Erfolg. „Ein bisschen Deutschland steckt doch in uns allen“, sagt der 33-Jährige. Kurzum hat er diesen Satz zu seinem Slogan erklärt.

Der gelernte Bankkaufmann steht seit sieben Jahren auf Manhattans Weihnachtsmärkten und preist typisch deutsche Spezialitäten an. Mittlerweile ist er dort mit vier Buden vertreten. Die Stände mit dem Namen „German Delights“ („Deutsche Köstlichkeiten“) haben mittlerweile sogar Stammkunden: Stollen, Spekulatius und Dominosteine ziehen Amerikaner wie Deutsche gleichermaßen an. Am besten verkauft sich aber die echte „German Bratwurst“. „Weil das die Leute dann doch schon mal gehört haben“, vermutet der Niedersachse Bergmann.

Um auch auf andere Leckereien aufmerksam zu machen, bietet er den Leuten gern etwas zum Kosten an. Und siehe da - nach Jahren der Überzeugungsarbeit entscheidet sich mancher Besucher für ein Glas Glühwein anstelle des heißen Apfelsafts, dem Lieblingsgetränk der Amerikaner in der Vorweihnachtszeit. Im Gegensatz zu Deutschland ist der New Yorker Glühwein allerdings alkoholfrei - alles andere ist unter freiem Himmel verboten.

„Schade, denn irgendwie gehört der Schuss im Glühwein zum deutschen Weihnachtsmarkt dazu“, sagt Daniela Götz (29). Die Koblenzerin entdeckte in diesem Jahr zufällig mit Freundin Lena Kemenas (26) die Weihnachtsmarktstände von „German Delights“. „So etwas erwartet man ja nicht in New York City.“

Die Erwartungen bei Ingo Bergmann hingegen waren riesengroß, als er 2004 einen Weihnachtsmarkt in Manhattan besuchte. Doch dann die Enttäuschung: „Es gab weit und breit nichts zu Essen. Und etwas Warmes zu trinken schon gar nicht.“ Die Idee zu „German Delights“ war geboren.

Bergmann gründete seine eigene Firma, beantragte die Lizenz zum Import und Verkauf deutscher Waren. Schon im folgenden Jahr stand er auf dem Weihnachtsmarkt am Columbus Circle. Seither spart er sich seinen Jahresurlaub für die Adventszeit auf und kommt immer wieder.

Weil allerdings aller Anfang schwer ist, hatte auch Bergmann die ersten Jahre zu kämpfen. Die New Yorker hatten Berührungsängste, die Standorte der Buden waren nicht immer ideal. Obendrein verhinderte der Zoll im ersten Jahr auch noch die Auslieferung des alkoholfreien Glühweins.

Dass die Amerikaner gern Bratwurst mit Sauerkraut essen, musste er auch erst lernen. „Sie lieben es, warum sollten wir die Bratwurst dann nicht auch so verkaufen?“, fragt der Geschäftsmann. Und so lange das so bleibt, will er jedes Jahr wieder nach New York kommen.

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