Gemeinsam älter geworden: Die Queen und die Popmusik

London (dpa) - Die Queen soll angeblich vor allem Klassik mögen. Mit der Popmusik verbinden sie allerdings besondere Bande - ob nun unfreiwillig oder mit ihrem Segen. Die Monarchin ist gar selber zur Popikone geworden.

Das Ganze nützt beiden Seiten.

Nicht nur zeitlich ist es lange her, dass die Sex Pistols ihre damals höchst kontroverse Punk-Version der britischen Nationalhymne „God save the Queen“ spielten. Es war das Silberne Thronjubiläum der britischen Königin Elizabeth II. und das Jahr 1977. Radiosender weigerten sich, das Stück zu spielen, das dem Vereinigten Königreich „no future“ - keine Zukunft - voraussagte. Als Bandleader Johnny Rotten der Queen von einem Schiff aus bei den Thronjubiläums-Feiern ein Ständchen spielen wollte, gab es Handgemenge und Verhaftungen.

Zum 60. Thronjubiläum ist die Lage komplett anders: Die Popmusik liebt die Queen schon seit langem, hat sie gar zu einer ihrer Ikonen gemacht. Zum Goldenen Thronjubiläum im Jahr 2002 ließ Queen-Gitarrist Brian May die Nationalhymne vom Dach des Buckingham Palastes erklingen. Unzählige britische Pop- und Rockgrößen haben sich von der Queen zum Ritter schlagen lassen: Sir Paul McCartney, Sir Elton John, Sir Tom Jones etwa waren am Montagabend auch bei dem spektakulären Konzert zum 60. Thronjubiläum vor dem Buckingham Palast dabei.

Ob der Queen das Ganze gefällt, lässt sich wie bei so vielen Dingen kaum sagen. Außerhalb ihrer Familie kennt wohl niemand ihren Musikgeschmack. Beim Popkonzert am Montagabend soll sie wie schon bei den Jubiläen in den Jahren davor Ohrstöpsel getragen haben. Was ging ihr wohl durch den Kopf, als Kylie Minogue im knappen Body sexy über die Bühne tanzte? An ihrer Miene jedenfalls war es wie üblich nicht zu erkennen.

Die Queen und die Popmusik sind zusammen älter geworden: Popstars sonnen sich in der derzeit scheinbar universellen Popularität der Queen - und diese nutzt die Begeisterung der Massen für deren Musik. Auch weiß sie, dass die den „Soundtrack ihrer Regentschaft“ und die Millionenschwere Musikindustrie ehren muss, wie die Zeitung „The Times“ am Dienstag schrieb. Die Verbindung Queen-Pop geht voll auf. Und die Briten: Die sind auf ihre Popmusik mindestens genauso stolz wie auf ihre Monarchin.

So dürfte es auch weitergehen. Auch einige der jüngeren Musiker, die zu Ehren der Queen am Montag aufgetreten waren, bekundeten ihre volle Bewunderung für die Königin. „Ich fühle mich einfach nur geehrt, hier sein zu dürfen“, sagte Cheryl Cole. „Es war vollkommen überwältigend“, erklärte Jessie J. „Das war schon eine nette Erfahrung“, hieß es vom Jungen mit der Gitarre, Ed Sheeran.

Sir Cliff Richard hat die Queen schon als junger Mann getroffen, und sagte, er sei selber verwundert, dass er auch zum 60. Thronjubiläum wieder eingeladen worden sei. „Ich schätze, ich repräsentiere alle Jahrzehnte ihrer Regentschaft.“ Selbst er kennt ihren Musikgeschmack nicht, meinte aber: „Ich bin mir sicher, die Queen hat sich wirklich gefreut.“ Ex-Beatle Paul McCartney ist ebenfalls schon seit einer halben Ewigkeit mit Elizabeth bekannt - und freute sich nach dem Jubiläumskonzert zum Sechzigsten, dass sie die Popmusik seit Jahren unterstützt: „Ich verstehe nicht, warum die Leute denken, wir Briten wären angestaubt, wenn die Queen solche wilden Hauspartys abhält wie diese.“

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