Gedenken an Jet-Absturz: Die Bilder bleiben für immer

Elke Stoppe wurde durch das Unglück am 8. Dezember 1988 zur Witwe. Sie erinnert sich an Hilfe und fehlendes Fingerspitzengespühl.

Remscheid. Vergessen kann Elke Stoppe den 8. Dezember 1988 ihr Leben lang nicht. "Einiges verblasst zwar nach zwei Jahrzehnten, aber die Bilder bleiben für immer im Kopf."

Elke Stoppe (47) verlor bei dem Absturz eines amerikanischen Kampfjets in der Stockder Straße vor 20 Jahren ihren Mann. Der damals 30-jährige Frank Stoppe war als Gerüstbauer für die Solinger Firma Reinshagen tätig.

Als der US-Tiefflieger in die Häuserzeile stürzte, verloren neben Frank Stoppe und zwei seiner Arbeitskollegen, die mit ihm auf dem Gerüst standen, noch vier weitere Menschen ihr Leben.

20 Jahre hatten die Wunden nun Zeit zu heilen. "Es gibt aber immer Momente, da kommt alles wieder hoch", erzählt Elke Stoppe, die heute als Hauswirtschafterin arbeitet.

Gemeinsam mit ihrer Tochter Sandra, die fünf Jahre alt war, als ihr Vater starb, hatte sie in diesem Jahr zum 20. Jahrestag in Remscheid einen Gedenkgottesdienst angeregt.

"Das wurde leider abgesagt mit der Begründung, dass es in diesem Jahr schon zwei Gedenkgottesdienste gab, unter anderem einen für die Opfer des 11. September", erzählt sie. Mit so wenig Fingerspitzengefühl kann sie nur schwer umgehen.

Das konnte sie auch vor 20 Jahren nicht, als sie sich in den Tagen und Wochen nach der furchtbaren Katastrophe durch den Behörden-Dschungel kämpfen musste.

"Ich erhielt unseren Lohnsteuerjahresausgleich vom Finanzamt zurück, weil angeblich die Unterschrift meines Mannes fehlte - obwohl darin stand, dass mein Mann einige Wochen zuvor verstorben war", kann sie auch heute nur den Kopf schütteln.

Aber es gab auch sehr viel Hilfe. "Menschen aus ganz Deutschland haben auf ein Spendenkonto, das die Firma meines Mannes eingerichtet hatte, gespendet", erinnert sich Elke Stoppe.

"Das Geld hat mir geholfen, für mich und meine Tochter eine neue Existenz aufzubauen. Über 400 Danksagungen habe ich damals anschließend unterschrieben", erzählt sie. Auch zwei Jahrzehnte später ist sie noch überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft.

"All diesen Menschen und auch dem damaligen Oberbürgermeister Gerd Kaimer, der mir sehr geholfen hat, und der Gerüstbaufirma Reinshagen möchte ich heute noch danken."

Der Chef ihres Mannes begleitete auch die Polizei, als man ihr die Schreckensmeldung am Abend des 8. Dezembers mitteilte. "Sie sagten nur, man hätte meinen Mann noch nicht gefunden. Aber ich hatte den ganzen Tag die Bilder im Fernsehen gesehen und wusste: Da hat keiner überlebt."

Die Angst wurde Gewissheit, aber: "Ich weiß bis heute nicht, was ich von meinem Mann überhaupt noch beerdigt habe."Als dann Jahre später ihr neuer Lebensgefährte und Vater ihres heute 18-jährigen Sohnes Christoph einen schweren Motorrad-Unfall überlebte, glaubte sie, alles nochmal zu erleben.

Die Jahre nach dem Verlust des Vaters seien auch für die Tochter nicht leicht gewesen. "Sie hat bis heute panische Angst, alleine zu sein", erzählt Elke Stoppe. "Wirklich verarbeitet habe ich seinen Tod nie", sagte Sandra Stoppe später im Gespräch.

In der Schule wurde sie durch das Trauma des Verlustes zur Außenseiterin. "Gelebt habe ich in Scheinwelten, nicht in der Realität", sagte sie rückblickend über diese Zeit. Das Leben gehe aber immer weiter.

Wie jedes Jahr werden Mutter und Tochter am Montag zur Kranzniederlegung im Ehrenhain Reinshagen gehen, um gemeinsam mit anderen Trauernden der Opfer des Absturzes zu gedenken.

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