60 Millionen Menschen betroffen Ganz Italien wird wegen Coronavirus zur Sperrzone

Rom · Italien bekommt die Ausbreitung des Coronavirus nicht in den Griff. Immer mehr Menschen sterben. Der Premier zieht nun die Notbremse. Und erklärt ganz Italien zur Sperrzone. Mit dramatischen Folgen für rund 60 Millionen Menschen.

 Polizeibeamte und Soldaten kontrollieren Passagiere am Hauptbahnhof. Die italienische Regierung hat im Zuge der Coronavirus-Krise Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen in den Sperrgebieten aktiviert.

Polizeibeamte und Soldaten kontrollieren Passagiere am Hauptbahnhof. Die italienische Regierung hat im Zuge der Coronavirus-Krise Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen in den Sperrgebieten aktiviert.

Foto: dpa/Claudio Furlan

Die italienische Regierung weitet die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit wegen der Coronavirus-Krise auf das ganze Land aus. Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montag. „Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern, wir müssen alle etwas aufgeben zum Wohl Italiens.“ Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden.

Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Maßnahmen betroffen.

Am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen - zum Beispiel aus arbeitstechnischen oder gesundheitlichen Gründen. Dazu muss man eine Selbsterklärung vorlegen.

Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10 000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Die neue Regelung soll ab Dienstag gelten.

„Es wird keine rote Zonen mehr geben (...). Es wird eine einzige Schutzzone Italien geben“, sagte Conte. Einer der Gründe der Entscheidung dürfte auch sein, dass viele Menschen aus den Sperrgebieten im Norden vor Beginn der Kontrollen in den bisher weniger betroffenen Süden geflohen waren. Veranstaltungen mit vielen Menschen dürfen im ganzen Land nicht mehr stattfinden.

Unklar ist noch, was die neue Regelung für Ausländer in Italien und die verbliebenen Touristen genau bedeuten. Jedoch konnten Touristen auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden.

Angesichts der Coronavirus-Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens gewarnt. „Beschränken Sie Reisen in und nach Italien derzeit auf das Notwendige“, heißt es in den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen.

(dpa)
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