Frühling fällt Rotstift zum Opfer

In Wuppertal droht in diesem Jahr ein tristes Stadtbild. Aber auch andere Städte sparen an der bunten Pracht.

Wuppertal. Stellen Sie sich einmal vor, es wird tatsächlich Frühling, und sie bekommen davon gar nichts mit! Den Wuppertalern droht tatsächlich ein trist-graues Stadtbild - für neue Pflanzen in städtischen Parks oder auf den Mittel- und Grünstreifen gibt es kaum mehr Geld. Aber auch in anderen Städten zwingt der Sparkurs, immer mehr auf farbige Frühlingsboten zu verzichten und die Pflege der Grünanlagen herunterzufahren.

In Wuppertals Stadtkasse sind gerade noch einmal 32000Euro für Neupflanzungen übrig - vor zehn Jahren war es noch eine vier Mal so hohe Summe. Große Blumenbeete gibt es deshalb nur noch an ganz ausgesuchten Stellen in der Stadt. Touristen wolle man etwa entlang der Schwebebahn nicht Verwahrlosung vorführen, hieß es.

In Remscheid wird das sogenannte Straßenbegleitgrün längst nicht mehr an allen Straßen gepflegt. Dazu hat man Blumenzwiebeln ausgesät, die mithin von allein neue Blüten treiben. Im aktuell diskutieren Sparkonzept der Stadt soll die Pflege weiter reduziert werden. Solingen will im Grünbereich 330000 Euro jährlich sparen, allerdings anders in der Nachbarstadt: Ein Teil der Grünflächen soll entweder an Bürger und Vereine zur Pflege abgegeben oder aber ganz verkauft werden.

In Krefeld wurden in den vergangenen zwei Jahren einige Grünflächen mit Sträuchern gerodet und anschließend nur Gras ausgesät, weil die Unterhaltungskosten dafür geringer sind. In Viersen sieht ein Sparkonzept reduziertes Schneiden von Grünflächen und Sträuchern, Herbizideinsatz an Wegrändern statt Pflege per Hand und "Funktionsgrün" (meist Rasen) statt blühender Blumen vor.

In der reichen Landeshauptstadt Düsseldorf darf im Gegensatz zu den Umlandkommunen beim Frühlingsflor weiter geklotzt werden. Ab Spätsommer 2009 waren in den Gewächshäusern der Stadtgärtnerei von sieben Gesellen und zwölf Auszubildenden 205 000 Stiefmütterchen (50 verschiedene Sorten!) und Hornveilchen, 36 000 Vergiss-meinnicht, 20 000 Anemonen, 15 000 Bellis und 10 000 Goldlack aus Samen herangezogen worden. "Das alles einzukaufen, wäre viel zu teuer", sagt Düsseldorfs Gründezernentin Helga Stulgies. Für die Gärten des Benrather Schlossparks wurden sogar historische Sorten herangezogen. Die rund 300 000 Frühlingsblüher kommen jetzt in die Beete.

Die Wuppertaler können jetzt nur noch hoffen, dass 135 000 Krokus-, Scilla- und Narzissenzwiebeln, die vor vier Jahren im Zuge der Regionale 2006 eingesetzt wurden, doch noch das ein oder andere Mal blühen. Diese Blumen haben eine besonders lange Lebensdauer. Der weitsichtige Ankauf war damals vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert worden.

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