Im Alter von 84 Jahren Frühere US-Außenministerin Madeleine Albright gestorben

Albright war einst als Flüchtling in die USA gekommen, später wurde sie die ersten US-Außenministerin. Dabei steuerte sie den Kurs der US-Regierung in den Jahren nach dem Zerfall des Ostblocks. Bis zuletzt meldete sie sich zu Wort - etwa mit Kritik an Putin.

 Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Foto: dpa/Cliff Owen

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Sie sei am Mittwoch im Kreis von Familie und Freunden einer Krebserkrankung erlegen, teilte ihre Familie über Twitter in einer Stellungnahme mit. Albright wurde 1993 unter Präsident Bill Clinton Botschafterin der US-Regierung in New York. Später rückte sie ab 1997 als erste Frau an die Spitze des Außenministeriums in Washington. Dabei wurde die ursprünglich aus Osteuropa stammende Demokratin, deren Familie einst als Flüchtlinge in die USA eingewandert war, zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert.

In Anspielung auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erklärte Clinton am Mittwoch, „Madeleines Tod ist ein immenser Verlust für die Welt - und das zu einer Zeit, in der wir die Lehren ihres Lebens am meisten brauchen“. Albright sei eine der besten Diplomatinnen, eine brillante Professorin und ein „außerordentlicher Mensch“ gewesen, erklärte Clinton. Als Außenministerin sei sie eine „leidenschaftliche Vertreterin von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ gewesen, betonte er.

Der Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte zu Albrights Lebensweg bis zur Spitze des Außenministeriums: „Madeleine Albright war einzigartig und die erste ihrer Art.“ Sie sei ein „Titan“ der US-Geschichte und der Regierungsführung gewesen. „Ihre Brillanz ihr leidenschaftlicher Patriotismus und ihr scharfer Humor gaben ihr eine herausragende Präsenz auf der Weltbühne und ihre Geschichte inspirierte Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt“, erklärte Schumer.

Der frühere US-Präsident George W. Bush, der sich während seiner Amtszeit viel Kritik von Albright gefallen lassen musste, erklärte, sie habe sich als Ministerin ausgezeichnet für Freiheitsrechte und Frieden eingesetzt. Als Tochter von Flüchtlingen habe sie „den amerikanischen Traum gelebt und anderen geholfen, diesen zu verwirklichen“, erklärte der Republikaner. Auch der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, lobte den „hingebungsvollen Einsatz“ der Demokratin für US-Interessen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Albright sei eine starke „Kraft für die Freiheit“, eine echte Freundin des Verteidigungsbündnisses und eine „inspirierende Kollegin“ gewesen. Die US-Botschafterin bei den UN in New York, Linda Thomas-Greenfield, nannte Albright eine „Vorreiterin“, die die Welt geprägt habe.

Kurz vor ihrem Tod fand Albright noch harte Worte für Russlands Präsidentin Wladimir Putin, einen Tag vor Beginn des russischen Angriffskriegs. „Ein Einmarsch in die Ukraine würde nicht Russlands Weg zur Größe ebnen, sondern Herrn Putins Ehrlosigkeit besiegeln, indem er sein Land diplomatisch isoliert, wirtschaftlich angeschlagen und strategisch verwundbar gegenüber einem stärkeren, geeinten westlichen Bündnis macht“, schrieb sie in einem Gastbeitrag in der „New York Times“. Wenn Herr Putin sich in die Ecke gedrängt fühle, könne er sich dafür nur selbst die Schuld gegeben. Die Ukraine habe ein Recht auf ihre Souveränität, unabhängig davon, wer ihre Nachbarn sind, so Albright. „Im modernen Zeitalter akzeptieren große Länder das, und das muss auch Herr Putin akzeptieren.“

Albright war am 15. Mai 1937 als Marie Jana (genannt Madlenka) Korbelova in Prag als ältestes von drei Kindern einer jüdischen Diplomatenfamilie geboren worden. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie nach England aus, wo Albright in Unwissenheit ihrer jüdischen Herkunft katholisch erzogen wurde. Ihr Vater Josef Korbel diente nach dem Zweiten Weltkrieg der Tschechoslowakei als Diplomat. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in Prag beantragte die Familie 1948 in den USA Asyl.

(dpa)
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