Zugverkehr eingestellt Wieder Schrecksekunden am Frankfurter Hauptbahnhof

Frankfurt/Main · Erneut sorgt ein Großeinsatz der Polizei für bange Minuten rund um den Verkehrsknoten der Bahn. Eine Stunde lang geht nichts mehr. Hintergrund ist diesmal ein Alarm in einer nahen Bank

Frankfurter Hauptbahnhof wegen Polizeieinsatzes gesperrt
Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Schwerbewaffnete Polizisten, Einsatzwagen und Blaulicht rund um den Frankfurter Hauptbahnhof. Manchen Reisenden und Pendlern stehen Sorge und Beklemmung ins Gesicht geschrieben. „Ich weiß auch nichts“, sagt ein Mann in der Dienstkleidung eines Eisenbahners, der vor der improvisierten Gedenkstätte am Gleis 7 steht. Noch immer brennen hier Kerzen, werden frische Blumen und Plüschtiere abgelegt, um an den achtjährigen Jungen zu erinnern, der hier am Montag vor einen einfahrenden ICE gestoßen und getötet wurde.

Nun leuchtet nur vier Tage nach der schrecklichen Tat hier das Wort „Polizeieinsatz“ auf den digitalen Hinweisschildern auf, die normalerweise über abfahrende und ankommende Züge informieren. Der Zugverkehr ist eingestellt. Wo sonst um diese Zeit Hast und Eile auf dem Weg in Feierabend und Wochenende herrschen, macht sich nun Verunsicherung breit. „Es wird doch nicht schon wieder etwas Schlimmes passiert sein?“, sagt eine Frau mit angespannter Stimme.

Viele der Umstehenden wirken ähnlich ratlos. Andere hasten zu den Informationsschaltern der Bahn, um herauszufinden, wie und wann sie nun doch noch ihr Ziel erreichen. Doch erst einmal läuft gar nichts. In Durchsagen wird angekündigt, derzeit sei der Zugverkehr wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt. Geräumt wird der Bahnhof nicht. Die Leute bewahren Ruhe und verfallen nicht in Panik.

Am Nordeingang des Bahnhofs haben Polizisten den Zugang zum und aus dem Gebäude gesperrt. Schwer bewaffnete Beamte sind auf der Straße zu sehen, sichern den Bereich. Auch am Südeingang, der weiterhin zugänglich ist, befinden sich viele Polizisten auf der Straße, die das Kommen und Gehen sorgfältig beobachten. Zwei Beamte halten in der Nähe eines Hotels einen Mann zu Boden gedrückt. Ein Hubschrauber kreist in der Luft.

Ein anderer Bahnmitarbeiter, der an ein Fahrzeug gelehnt eine Zigarette raucht, glaubt mehr zu wissen: „Ein Polizist hat gesagt, dass hier in der Nähe eine Bank überfallen wurde und die Täter mit dem Auto weggerast sind. Dann gab es wohl einen Crash und sie sollen in den Bahnhof gerannt sein.“

Das mutmaßliche Fluchtfahrzeug steht vor dem Bahnhofsvorplatz. Der schwarze BMW mit Berliner Kennzeichen ist ziemlich zerbeult, alle Airbags sind ausgelöst. Gegen 18 Uhr wird er abgeschleppt.

Vor der nahen Sparkasse teilt Polizeisprecher Thomas Hollerbach die Festnahme von bisher drei Tatverdächtigen mit. „Ein Alarm bei den Wertschließfächern wurde ausgelöst“, sagt er. Dadurch sei der umfangreiche Polizeieinsatz ausgelöst worden. „Es gab keinen Kontakt zwischen den Bankangestellten und den Tatverdächtigen.“

Wer die Tatverdächtigen sind, ob sie bewaffnet waren, ob sie etwas erbeutet hatten - all das bleibt zunächst offen. Dass es noch weitere mögliche Täter gibt, wird zumindest nicht ausgeschlossen, und so werden auch Straßenbahnen gestoppt, bleibt das rot-weiße Flatterband der Polizei aufgespannt. Hier ist die Stimmung aufgedrehter, neugieriger als im Bahnhof. Mancher greift zum Smartphone, um die Szenen zu fotografieren oder zu filmen.

Rund eine Stunde dauert es, dann rollen im Frankfurter Hauptbahnhof wieder die Züge. Bis der Verkehr wieder richtig läuft, dauert es aber noch. Vor den Blumen und Kerzen für den toten Jungen an Gleis 7 halten viele trotz der Freitagabendhektik und des gerade Erlebten wieder kurz inne.

(dpa)
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