Sieben Grad mehr als normal Forscher registrieren Hitzewelle am Nordpol

Oslo (dpa) - Der Klimawandel wird auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen immer stärker spürbar. „2016 wird dort das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen 1889“, sagte der Klimaforscher Ketil Isaksen vom norwegischen Meteorologischen Institut der Deutschen Presse-Agentur.

Sieben Grad mehr als normal: Forscher registrieren Hitzewelle am Nordpol
Foto: dpa

Die Jahresdurchschnittstemperaturen lägen in diesem Jahr bei etwa null Grad. Das seien fast sieben Grad mehr als normal.

Auch am Nordpol war es in den vergangenen vier Wochen im Schnitt neun bis zwölf Grad wärmer als normal. „Wir haben am Pol noch nie so hohe Temperaturen gemessen“, sagte der Klimaforscher Martin Stendel vom dänischen Meteorologische Institut. In der vergangenen Woche seien am Pol null Grad registriert worden, das seien sogar 20 Grad mehr als gewöhnlich Mitte November.

Er nannte drei Gründe für die Temperaturen: Eine Ursache seien warme Winde aus Afrika und Europa. Auch der rekordkräftige El Niño habe zu den extremen Temperaturen beigetragen, sagte Stendel. Dass es in diesem Jahr aber so außergewöhnlich warm war, sei auf die Erwärmung der Ozeane zurückzuführen - eine Folge der globalen Erwärmung durch den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Klimagasen. Problematisch sei, dass die Wärme das Eis zum Schmelzen bringe. Das wiederum führe zur Erwärmung der Luft über dem offenen Wasser und somit zu weiterem Abschmelzen.

„Das ist ein Teufelskreis“, meinen beide Wissenschaftler. In den letzten Jahren seien immer größere Flächen des Meeres eisfrei gewesen. „In diesem Jahr gehen wir wieder mit sehr viel weniger Eis in den Winter als üblich“, so Stendel.

Jüngste Forschungen zeigen außerdem, dass sich die steigenden Temperaturen auf den Permafrostboden auswirken, der das ganze Jahr hindurch gefroren ist. Bis zu einer Tiefe von 80 Metern habe man Erwärmungen registriert, sagte der norwegische Forscher Isaksen. Setze sich die Entwicklung fort, werde das Folgen für die Infrastruktur und die Bebauung haben.

Longyearbyen, die größte Siedlung auf Spitzbergen, ist auf Permafrost gebaut und immer häufiger von Lawinen und Erdrutschen bedroht. Starke Niederschläge, die die sonst gefrorenen Massen abgleiten lassen, führten vor wenigen Wochen dazu, dass viele Gebäude evakuiert werden mussten. Vor einem Jahr kamen zwei Menschen ums Leben, nachdem eine Lawine, die letztlich durch Wind ausgelöst wurde, mehrere Häuser mitriss.

„Die Gebiete im Norden werden von der Forschung als Indikator für den Klimawandel angesehen“, sagt Isaksen. Je weiter man nach Norden komme, umso deutlicher spüre man die Veränderungen. „Für die Bewohner von Longyarbyen kommt es näher und näher. Das kann katastrophal enden, wenn wir nicht etwas unternehmen.“

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