Flutgefahr für Bangkok steigt

Bangkok (dpa) - Alarmstimmung in Bangkok: Weil das Wasser im Fluss Chao Phraya bis zur Oberkante der Dämme steht, droht auch dem Zentrum der thailändischen Hauptstadt eine Überflutung.

Überschwemmungen von zehn Zentimetern bis einen Meter seien nicht auszuschließen, warnte Regierungschefin Yingluck Shinawatra am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Die einzelnen Stadtteile dürften allerdings sehr unterschiedlich betroffen sein. Vor allem entlang des Flusses, der westlich der dicht besiedelten Altstadt fließt, sei die Lage ernst.

Kopfzerbrechen bereitet den Behörden eine Springflut, die wegen einer besonderen Konstellation von Mond und Sonne am Wochenende im Golf von Thailand erwartet wird. Das drückt zusätzlich Wasser gegen die Strömung in den Chao Phraya. Die Gezeitenwelle kann in Bangkok, rund 35 Kilometer Luftlinie von der Mündung des Flusses, zusätzlich mehr als zehn Zentimeter Hochwasser verursachen, sagte ein Sprecher der Marine im Fernsehen. Diese Wassermengen können die Flutdämme wahrscheinlich nicht mehr halten. Der Pegel erreichte bis Mittwoch den Rekordstand von 2,40 Meter. Die Barrieren sind 2,50 Meter hoch.

Die Regierungschefin inspizierte am Nachmittag zusammen mit dem Verteidigungsminister gefährdete Gebiete entlang des Flusses. Dazu gehört auch das Siriraj-Krankenhaus, in dem der König seit fast zwei Jahren behandelt wird. Nach Angaben der Zeitung „Nation“ schickte die Marine Soldaten, die die Flutbarriere direkt vor dem Krankenhaus verstärken sollten.

Seit Tagen rauschen aus den Hochwassergebieten in Zentralthailand riesige Wassermengen Richtung Bangkok. Sie müssen in den Golf von Thailand abfließen. Die Behörden versuchen rund um die Uhr, das meiste an den Innenstadtbezirken Bangkoks vorbeizuleiten, mit wechselndem Erfolg. Immer wieder brechen Dämme unter dem immensen Wasserdruck, Stadtteile werden überflutet. Am Dienstag musste der Inlandsflughafen Dan Mueang schließen.

Die Behörden rufen zahlreiche Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten ziehen es jedoch vor, zu Hause zu bleiben und ihre Häuser und Wohnungen zu sichern. Die Regierung hat die Tage von Donnerstag bis Montag zu Feiertagen erklärt. So brauchen viele Bangkoker nicht zu arbeiten und können die Stadt verlassen oder ihre Häuser und Wohnungen besser schützen.

Die großen Hotels mitten im Zentrum Bangkoks haben sich mit Flutwällen, Sandsäcken und großen Vorratslagern gewappnet. Vor dem Dusit-Thani-Hotel sind zwei Flutwälle aufgebaut, einer 2,50 Meter hoch, sagte der stellvertretende Manager Alexander Schillinger. Das Swissotel Nai Lert hat eine Küche aus dem Erdgeschoss nach oben verlegt, um Gäste auch bei Überschwemmung bekochen zu können, sagte Manager Torsten Pinter.

Die Behörden werden wegen chaotischer Informationspolitik und irreführender Angaben immer schärfer kritisiert. Selbst Hotels, die in der Nähe der Kanäle liegen, werden nicht informiert, ob und wann dort Hochwasser eingeleitet wird. Der Gouverneur oder Bürgermeister Bangkoks und die Regierungschefin gehören verschiedenen Parteien an. Ihr Kompetenzgerangel findet in aller Öffentlichkeit statt.

Ein US-Flugzeugträger, der eigens mit Hubschraubern für etwaige Evakuierungen in den Golf von Thailand gekommen war, fuhr unverrichteter Dinge wieder ab, berichtete die „Bangkok Post“. Es sei nie eine Bitte um Hilfe eingegangen, sagte ein US-Sprecher der Zeitung. Ein Regierungssprecher räumte in der Zeitung ein, dass Regierungsstellen gegensätzliche Signale aussandten.

Die Wasserbehörde, die unter anderem für die Regulierung der Staudämme zuständig ist, rechnet erst Mitte Dezember mit einer Normalisierung der Lage.

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