Modetrend : Flanking: Wer hip sein will, muss bibbern
„Flanking“ heißt ein kurioser Modetrend, der auch im tiefsten Winter auf entblößte Knöchel setzt. Eine Betrachtung.
Düsseldorf. Der Winter: Modisch steht er für dicke Mäntel, kuschelige Strickpullover, farbenfrohe Schals — und nackte Knöchel. Wer sich nun fragt, was angesichts von Temperaturen jenseits der Null-Grad-Marke nicht in diese Reihe passen könnte, hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. „Flanking“ — eine kunstvolle Wortschöpfung aus den englischen Begriffen „flashing“ (aufblitzen) und „ankle“ (Knöchel) — heißt das modische Gebot der Stunde, ohne das auf den Fashionblogs der Republik gerade nichts mehr geht. Schon Sarah Jessica Parker flanierte in „Sex and the City“ mit nackten Beinen und Pelzmantel durchs winterliche New York.
Auch in Düsseldorf auf der Kö kann man sie in diesen Tagen trotz der ersten Schneeflocken beobachten: Junge Damen, das Louis-Vuitton-Täschchen kokett am Handgelenk baumelnd, tragen zu ihrem hippen Outfit eine knöchellange oder gekrempelte Hose, die einen Blick auf die entblößten Fesseln der Trägerin gewährt. Als Blickfang setzt sie diese mit einem Fußkettchen oder einem Tattoo in Szene.
Wer nun der naiven Vermutung aufsitzt, dass das Geld ob der teuren Tasche eben nicht mehr für eine lange Hose gereicht hat, den muss Tu Anh Nguyen aufklären. Die 24-jährige Düsseldorferin mit vietnamesischen Wurzeln ist Modedesignerin am Fashion Design Institut und mit skurrilen Erscheinungen im Modezirkus bestens vertraut: „Es gibt viele Varianten, mit denen Frauen beim Modetrend Flanking kreativ spielen können. Wichtig ist nur, dass die Socken dabei nicht zu sehen sind.“ Sei es mit einer Fransenhose oder einer stylishen Röhrenjeans, die einen Sneaker unabhängig von der Jahreszeit erst richtig zur Geltung bringen. Ob die vor Kälte blau angelaufenen Knöchel der Flankerin sich farblich auch harmonisch in den Look einfügen, steht auf einem anderen Blatt.
Während bei den Damen eine weit geschnittene, knöchelfreie Hose angesagt ist, darf zwar auch bei den Herren hemmungslos „geflankt“ werden, weiß Nguyen. „Männer sollten allerdings eher zu schmal geschnittenen Hosen greifen. Kombiniert mit einer Mütze oder einem Schal kann das sehr lässig aussehen.“
Nun sind masochistisch anmutende Modetrends in Gestalt von Zehn-Zentimeter-High-Heels und Formunterwäsche tendenziell eher Frauensache. Ob man es nun als einen Sieg der Gleichberechtigung feiern kann, dass auch man(n) einen grippalen Infekt riskiert, um mit Flanking modisch auf der Höhe zu bleiben, darüber können Feministinnen trefflich streiten.