Feuerlöschkanonen gegen Piraten

Der Kapitän der Luxusyacht berichtet über das Geiseldrama.

Paris. Erst versperrte ein Fischerboot den Weg, dann fielen Schüsse von Schnellbooten. Drei Tage nach dem Ende des Geiseldramas vor der somalischen Küste hat der Kapitän der "Le Ponant" erstmals mit Medien über den siebentägigen Nervenkrieg gesprochen. Anfangs habe seine Crew sogar versucht, die Piraten mit Feuerlöschkanonen auf Distanz zu halten. Als die Schüsse fielen, sei ihnen jedoch klar geworden, dass sie keine Chance haben.

Als das Fischerboot den Weg der Luxusyacht blockierte, sei ihm sofort klar gewesen, dass es sich um eine Falle handeln könnte, sagte Kapitän Patrick Marchesseau. Er habe Befehl gegeben, das Boot großräumig zu umfahren, als "zwei schnelle Boote mit 20 bis 30 bewaffneten Männern" hinter dem Boot auftauchten. Zwölf der mit Schnellfeuergewehren ausgerüsteten Seeräuber kletterten über eine Leiter am Heck des Schiffes an Bord.

Die Piraten verboten jeden Kontakt mit der Außenwelt. Marchesseau berichtete jedoch, es sei gelungen, heimlich eine Funkverbindung aufzubauen, über die er Informationen über die Lage an Bord an die französische Marine weitergegeben habe. "Sie wussten über Anzahl und Bewaffnung der Piraten Bescheid." Das Militär nutzte die Verhandlungsfrist, um einen Hubschrauberträger in die Region zu verlegen. Präsident Sarkozy hatte nach Absprache mit der somalischen Regierung angeordnet, die Entführer zu jagen, sobald die Geiseln frei sind.

Das Geiseldrama war am Freitag gegen Zahlung eines Lösegelds beendet worden. Nach französischen Medienberichten soll die Großreederei CMA-CGM zwei Millionen US-Dollar (rund 1,3 Millionen Euro) an die Entführer gezahlt haben. Die französische Regierung betont, dass von ihrer Seite kein Geld geflossen sei.

Über die Verfolgungsjagd nach der Freilassung der Geiseln gibt es noch unterschiedliche Versionen. Nach offizieller französischer Darstellung wurden die mit Geländewagen in die somalische Wüste fliehenden Seeräuber von französischen Hubschraubern verfolgt. Scharfschützen sei es gelungen, den Motor eines Fluchtautos zu zerschießen. Anschließend seien sechs der insgesamt zwölf Geiselnehmer von einer französischen Spezialeinheit unversehrt festgenommen worden. Der Rest konnte entkommen.

Somalische Quellen behaupten hingegen weiterhin, bei einem Schusswechsel seien drei Geiselnehmer getötet worden. Unbestritten ist, dass bei den gefangenen Entführern ein Teil des gezahlten Lösegelds gefunden wurde. Die geschnappten Geiselnehmer sollen in Frankreich vor Gericht gestellt werden.

Die 30-köpfige Crew der Yacht traf Montagabend mit einem Sonderflug in Paris ein.

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