Festnahmen nach Augsburger Polizistenmord

Augsburg (dpa) - Zwei Monate nach dem Mord an einem Polizisten in Augsburg steht die Tat vor der Aufklärung. Zwei Tatverdächtige wurden am Donnerstag festgenommen, wie die Polizei bestätigte.

Nach Medieninformationen sollen die beiden Männer polizeibekannt sein und dem Augsburger Kriminellenmilieu entstammen. Einer von ihnen hat Medienberichten zufolge bereits vor mehr als 30 Jahren einen Beamten erschossen.

Der Zugriff erfolgte nach Polizeiangaben um die Mittagszeit in Augsburg sowie im benachbarten Friedberg. „Die mutmaßlichen Täter waren von der polizeilichen Maßnahme vollkommen überrascht und leisteten keinen Widerstand“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Der Augsburger Polizist Mathias Vieth war in der Nacht zum 28. Oktober nach einer Verfolgungsjagd von zwei Unbekannten erschossen worden, seine Kollegin wurde schwer verletzt. Die Täter ließen ihr gestohlenes Motorrad zurück und flüchteten zu Fuß. Die Beamten fahndeten seitdem nach den Männern, Hinweise zur Aufklärung der Tat wurden schrittweise auf insgesamt 100 000 Euro erhöht. Auf einer Pressekonferenz will die Augsburger Polizei am Freitag weitere Details bekanntgeben.

Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, erfolgte der Zugriff in der Augsburger Innenstadt durch ein Spezialeinsatzkommando der Münchner Polizei. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) äußerte im Bayerischen Rundfunk seine Genugtuung über den Fahndungserfolg: „Das freut mich ganz besonders.“

Möglicherweise ist einer der beiden Festgenommenen ein Wiederholungstäter. Medien berichteten am Abend, dass er bereits vor mehr als 30 Jahren bei einer Polizeikontrolle einen Beamten erschossen haben soll. Der Mann habe ebenfalls in Augsburg einen damals 31 Jahre alten Polizisten getötet und sei dafür zu lebenslanger Haft verurteilt worden, berichtete die „Augsburger Allgemeine“. Bei den Festgenommenen handelt es sich nach Darstellung des Blattes um ein Brüderpaar. Die Polizei wollte sich auf dpa-Nachfrage nicht zu den Informationen äußern.

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks waren die Ermittler den beiden Festgenommenen auf die Spur gekommen, als sie alle Männer überprüften, die bereits wegen ähnlicher Gewalttaten in Erscheinung getreten waren. Zuvor hatten auch die „Nürnberger Nachrichten“ gemeldet, dass einer der beiden Tatverdächtigen einschlägig vorbestraft ist.

Die Jagd nach den Tätern wurde in den vergangenen Wochen mit immensem Aufwand betrieben. Profiler der Münchner Polizei und die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ sollten helfen, das Verbrechen aufzuklären. Auch DNA-Spuren wertete die Sonderkommission „Spickel“ aus.

Vor allem die Hintergründe der Tat und ihr Ablauf warfen viele Fragen auf: Demnach wollten Vieth und seine Kollegin gegen 2.50 Uhr morgens zwei vermummte Motorradfahrer auf einem Parkplatz in einem Naherholungsgebiet kontrollieren. Doch die Männer flüchteten - über einen schmalen Staudamm, der eigentlich nur für Fahrräder und Fußgänger freigegeben ist.

Später stürzten die Täter auf einem schmalen Waldweg und eröffneten aus rund zehn Metern Entfernung sofort das Feuer, als der zweifache Familienvater aus seinem Wagen stieg. Laut Polizei verwendeten sie mindestens zwei Waffen. Der 41-Jährige schoss zurück, wurde aber tödlich in Hals, Kopf und Unterleib getroffen. Auch seine schusssichere Weste rettete ihn nicht. Die Männer flüchteten vermutlich unverletzt zu Fuß, ihre Waffen nahmen sie mit. Die Polizei vermutete bereits kurz nach der Tat, dass die Motorradfahrer im Schutz der Nacht ein Drogengeschäft abwickeln wollten und dabei gestört wurden.

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