Fast wie fliegen: Beim Kitesurfen entdeckt man die Schwerelosigkeit

Langeoog (dpa/tmn) - Schnell und nass ist der Sport: Beim Kitesurfen hängt man an einem Lenkdrachen und lässt sich übers Wasser ziehen. Die Grundlagen lernen Anfänger in einem Kurs in wenigen Wochen.

Für Sprünge und andere Tricks braucht es aber etwas mehr Übung.

Der Wind pfeift durch die Haare, unter den Füßen rauscht das Meer hinweg: Kitesurfen ist eine Mischung aus Windsurfen und Drachenfliegen - mit einem kleinen Board unter den Füßen hängt man an einem Drachen und fliegt über das Wasser. Gerade bei schönem Wetter sind an der Ost- und Nordsee oder auf größeren Seen immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu sehen, die diesen Freizeitsport betreiben.

„Das Tolle am Kitesurfen ist, dass man schnell über das Wasser gleitet und der Natur dabei sehr nah ist“, sagt Michael Recktenwald, erster Vorsitzender der Kitesurf and Snowkite Association auf Langeoog. Vor allem die Geschwindigkeit begeistere viele Menschen. „Man kann ohne Motor oder andere technische Hilfsmittel sehr viel Action haben.“ Wer das Kiten gut beherrscht, kann außerdem Sprünge in etwa zehn Meter Höhe machen. „Dann ist man fast schwerelos, und es fühlt sich fast an wie Fliegen.“ Fortgeschrittene trauen sich bei diesen Sprüngen auch an Tricks und Figuren.

Markus Schwendtner, Geschäftsführer der International Kiteboarding Association in Falkensee bei Berlin, nennt noch einen weiteren Reiz des Kitesurfens: „Es ist eine Sportart, die sich für Kinder und Jugendliche besonders gut eignet, weil sie körperlich relativ einfach ist.“ So müsse man keine große Kraft aufwenden, um den Drachen zu halten - das geschehe mit dem Körpergewicht. „Und auch das Lenken erfordert keine große Kraftanstrengung, das bekommt man auch gut ohne ewige Übung hin.“

Die Experten empfehlen Anfängern zunächst einen Kurs in einer Kiteschule zu besuchen. „Dort lernt man den richtigen Umgang mit dem Drachen und was man tun kann, wenn man mitten auf dem Meer ins Wasser fällt“, sagt Schwendtner. Wie schnell man das Kitesurfen erlerne, sei unterschiedlich. „Einige lernen das in etwa drei Tagen, andere brauchen ein paar Wochen - das hängt auch vom Wetter und den Windbedingungen ab.“ Der Kitesurflehrer Carsten Ritter aus Pepelow in Mecklenburg-Vorpommern betont, dass sich der Sport für jeden eigne. Allerdings müsse eine Bedingung erfüllt sein: „Es gibt kein Mindestalter, aber man sollte mindestens 40 Kilogramm schwer sein, um den Drachen auch mit seinem Körpergewicht halten zu können.“

Die Zeit zum Üben ist wichtig, weil es beim Kitesurfen einige Risiken gibt. „Man muss lernen, den Drachen richtig zu lenken und auch bei starkem Wind richtig einsetzen zu können“, sagt Recktenwald. Sonst könne es passieren, dass man aufs Meer hinausgetragen werde oder gegen einen Baum in Strandnähe pralle. „Außerdem muss man wissen, wie man sich aus dem Drachen lösen kann, wenn man schnell raus muss - zum Beispiel, weil man im Wasser hängt.“ Wichtig sei auch, die Seefahrtsregeln zu kennen, die auf dem Wasser gelten. „Aber das lernt man alles in den Schulen.“

Sitzen die Grundlagen, fängt das Kitesurfen häufig so an: „Man steht am Strand und hat eine Trapezhose an, an der der Drachen hängt“, erklärt Lehrer Ritter. Danach geht es ab ins Wasser, das Kiteboard erst einmal unter dem Arm. „Ist man im Wasser, steigt man auf das Brett und steckt die Füße meist in Laschen oder Schlaufen, so dass es hält.“ Dann erfasst der Wind den Drachen - und man düst über das Wasser und lenkt den Drachen mit einer Stange, die in Brusthöhe vor dem Körper hängt.

Machen Einsteigern die ersten Versuche so viel Spaß, dass sie weitermachen möchten, können sie sich die notwendige Ausrüstung in den Schulen ausleihen. „Wer mag, kann sie sich aber natürlich auch kaufen“, sagt Schwendtner. Viel brauche man nicht: ein Kiteboard sowie ein oder mehrere Drachen, die unterschiedliche Größen haben und bei verschiedenen Windstärken eingesetzt werden könnten. „Kauft man das alles neu, kostet es zusammen etwa 1000 bis 1500 Euro - gebraucht etwa die Hälfte.“ Sinnvoll sei zudem ein Neoprenanzug, weil es auf und im Wasser ziemlich kalt werden kann.

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