Bunt Farbschlacht zum Frühling: Indien feiert Holi

Neu Delhi (dpa) - Es ist einer der wenigen Tage in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, die etwas Erholung bieten zwischen einem kalten Winter voller Smog und einem brütend heißen Sommer.

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Und es ist eine Flucht aus dem für Viele harten Alltag in der Großstadt. Überall in der Stadt laufen Kinder mit Wasserpistolen und Beuteln mit Farbpulver herum. Selbst fremd aussehende Besucher werden überschwänglich begrüßt und mit Wasser und Farbe attackiert. Eine Vorwarnung gibt es selten. Nur immer wieder den Ruf, der diesem Tag anhaftet wie das „Alaaf“ dem Karneval im Rheinland: „Happy Holi!“

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Der Montag markiert den Höhepunkt der diesjährigen Holi-Feiern. Das ursprünglich religiöse Fest stammt aus Indien und Nepal, symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse und den Frühlingsanfang - und hat zumindest vom Namen her in den vergangenen Jahren seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten. Auf Großveranstaltungen von New York über Paris bis Berlin tanzen junge Menschen zu elektronischen Beats und bewerfen sich mit buntem Pulver aus Maisstärke. Das Gelände ist abgesperrt, die großen Boxen gut von den Feiernden abgeschirmt und die Farben auf Verträglichkeit getestet. Alleine in Deutschland soll es im Sommer 2017 mehr als 50 solche Feiern geben.

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In Mathura, knapp drei Autostunden südlich von Neu Delhi, ist von dieser deutschen Berechenbarkeit wenig zu spüren. Je nach Besucherandrang werden spontan Sperren errichtet. Die Menschen treffen nicht in geschlossenen Veranstaltungen, sondern einfach irgendwo in den Straßen aufeinander. An einigen Tagen fliegen auch „Laddus“, eine kugelförmige indische Süßigkeit. Dann wiederum gehen die Frauen der Stadt mit Stöcken auf die Männer los, um diese einzufangen und oder vertreiben.

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Es sind verschiedene Überlieferungen, die hinter diesen Bräuchen stehen. Rund um die Stadt Mathura ist Holi der Liebe zwischen den Hindu-Gottheiten Krishna und Radha gewidmet. Laut der Hindu-Mythologie wuchs Krishna in der Gegend auf. Holi wird hier so lange gefeiert, wie nirgendwo sonst - für insgesamt 16 Tage im Jahr.

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In Neu Delhi ist in den vergangenen Jahren eine Parallelwelt entstanden aus Straßenfeiern und organisierten Veranstaltungen. Auf der einen Seite feiern viele Familien das Fest in ihrer Nachbarschaft - mit gemeinsamem Essen, Wasser- und Farbschlachten unter freiem Himmel. Auch in Tempeln wird das Fest gefeiert, häufig mit Götterstatuen als Auslöser der Farbexplosionen.

Auf der anderen Seite stehen professionelle Veranstaltungen. „Holi wird auch in Indien immer organisierter“, sagt Raul Chandra, der Kopf hinter „Holi Moo“, das in Neu Delhi am Montag rund 5000 Menschen anziehen wird. Früher hieß die Veranstaltung „Holi Cow“ und war deutlich kleiner.

Inzwischen ist die Feier ähnlich organisiert wie die internationalen Feste. Die Karten kosten umgerechnet 35 Euro. Mehr als 30 solcher Veranstaltungen gibt es inzwischen alleine rund um die Hauptstadt. Hinzu kommen zahlreiche Inder, die in ihren privaten Farmhäusern im Süden Neu Delhis exzessive Feiern für die Oberschicht der Hauptstadt schmeißen.

Trotzdem ist auch abseits der Straßen immer noch mehr Anarchie zu spüren als bei den internationalen Events. Jeder darf seine eigenen Farben mitbringen, die es in den Holi-Tagen an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Immer wieder fliegen Wasserbomben, oder die Feiernden werden aus Schläuchen mit Wasser bespritzt. Die Bars und Essensstände sind notorisch überlastet.

„Als wir vor elf Jahren mit weniger als 100 Gästen anfingen, gab es so etwas wie die heutigen Holi-Festivals noch nicht“, sagt Organisator Chandra. „Heute sind sie fast überall, die Menschen lieben das Spiel mit den Farben.“ Er hoffe, dass auch der verbindende Gedanke hinter Holi mit den Feiern um die Welt gehe. „Zu Holi gibt es keine Unterschiede zwischen den Menschen. Alle sind bunt. Manchmal reicht ein bisschen Farbpulver, um Menschen zu verbinden.“

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