Fall Marco: Er strahlt - „Wir sind glücklich“

Beim Vater fließen Freudentränen, in Uelzen knallen Sektkorken: Marco steht vor dem schönsten Weihnachtsfest seines Lebens.

Antalya/Uelzen. Auf dem Flur des Gerichts in der türkischen Touristenhochburg Antalya fließen Tränen der Erleichterung. Der Vater von Marco und das deutsch-türkische Verteidigerteam fallen sich in die Arme, denn auch für die türkischen Richter ist nach acht Monaten Untersuchungshaft des jugendlichen Angeklagten die Schmerzgrenze erreicht. Weil der Prozess sich noch über Monate hinziehen wird, ordnen sie ein Ende der Haft an. Mehr noch: Zehn Tage vor Weihnachten darf Marco nach Hause fliegen. Erst in dreieinhalb Monaten soll das Verfahren fortgesetzt werden.

"Von mir werden sie nichts hören außer: Wir sind glücklich", sagt Marcos Vater. Er will sich mit Hinweis auf die Fortsetzung des Verfahrens nicht zu Details der Verhandlung äußern. "Ich bin selber halber Jurist", sagt er. Die Anwälte beraten sich kurz und wollen dann vor die Presse treten. Doch der Andrang ist schnell so groß, dass sie vom Vorplatz des Gerichts aus wieder ins Gebäude fliehen. Dann brausen sie in einem Auto davon.

In Marcos Heimatstadt Uelzen verbreitet sich die Nachricht von seiner Freilassung wie ein Lauffeuer. Unterstützer der Initiative "Freiheit für Marco" lassen vor dem Haus der Familie Sektkorken knallen. Anschließend fahren sie hupend durch die Innenstadt.

Enttäuscht ist der Anwalt des mutmaßlichen Opfers Charlotte, Ömer Aycan. Er hat Rechtsmittel gegen die Freilassung angekündigt. Auch deswegen rechnet niemand damit, dass Marco noch länger als unbedingt nötig in der Türkei bleiben wird.

Am Donnerstag und gestern hatte sich noch der aus der Türkei stammende SPD-Europaabgeordnete und Touristikunternehmer Vural Öger in den Fall eingeschaltet. Er tauchte im Gericht auf und führte dort Gespräche. Überraschend hatte er Marco in der Haft besucht und dann einem Journalisten gesagt, Marco habe rote Wangen und etwas an Gewicht zugelegt. Der Junge habe mit einem Gefängniswärter in türkischer Sprache gesprochen. Die deutschen Anwälte waren verärgert über diese Erklärung.

Unterstützer "Das ist für den Jungen ein Segen, dass er raus ist." (Siegfried Rabenau, Initiative "Freiheit für Marco")

Freunde "Wenn er zurückkommt, lassen wir ihm etwas Zeit, danach schmeißen wir eine Riesenparty." (Laura Scholz, eine Schulfreundin)

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