Experten: Lotto-Ziehung im TV ist gefährdet

Die Lottogesellschaften erwarten wegen des neuen Glücksspielstaatsvertrags eine Klageflut durch private Spielevermittler.

Hannover/Münster. Das strikte Werbeverbot im neuen Glücksspiel-Staatsvertrag könnte nach Ansicht von Lottogesellschaften die Fernsehübertragung der Ziehung gefährden. "Unsere Gegner werden sagen, das ist Werbung, zur Information reicht auch ein Laufband", sagte Rolf Stypmann, Geschäftsführer der TotoLotto Niedersachsen GmbH. Auch Verantwortliche bei WestLotto in Münster hatten im Gespräch mit unserer Zeitung bereits ähnliche Befürchtungen geäußert. Die Lotto-Experten rechnen 2008 mit einer Klagewelle privater Anbieter. "Wir werden unter mikroskopischer Beobachtung stehen. Sobald jemand einen möglichen Verstoß etwa gegen das Werbeverbot wittert, wird eine Klage losgetreten", sagt Stypmann. Grundlage dieser Klagen ist der neue Staatsvertrag, der am 1.Januar in Kraft treten soll. Er verbietet den staatlichen Lotteriegesellschaften unter anderem, für sich zu werben. Außerdem wird das Internetspiel unterbunden. Stypmann rechnet aus diesem Grund mit Umsatzeinbußen zwischen zehn und 20 Prozent. Der Millionen-Jackpot stehe aber derzeit nicht auf dem Spiel. Das Bundesverfassungsgericht hatte den Erhalt des staatlichen Glücksspielmonopols im vergangenen Jahr an strenge Vorgaben im Kampf gegen die Spielsucht geknüpft. Diese sind im Staatsvertrag festgezurrt. "Wenn man einmal im Jahr als Gelegenheitsspieler für sieben Euro beim Jackpot mitspielt, dann wird man dadurch nicht süchtig. Das ist ein Volkssport", meinte Stypmann hingegen. Der neue Staatsvertrag gilt bis 2011. "Wir begrüßen ihn, obwohl wir einige Kröten zu schlucken haben, denn er gibt uns Rechtssicherheit", sagte Stypmann. Die sehr teuren Systemwetten werden jedoch abgeschafft. "Wir limitieren Systemwetten auf 12er-Scheine, die maximal 600 Euro kosten, um keinen in Versuchung zu führen, mit Hilfe von Kraft und Geld das Glück zu erzwingen." Zur Zeit gibt es Lottoscheine, die mehr als10 000 Euro kosten.

Mit dem staatlichen Wettmonopol und den daraus erzielten Konzessionsabgaben kann die öffentliche Hand durch Lotterien, Sportwetten und Spielbanken jährlich mehrere Milliarden Euro für Kultur, Sport und soziale Zwecke ausgeben.

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