Fund in Essex 39 Tote in Lkw waren Chinesen - Fall weckt Erinnerungen an Tragödie aus dem Jahr 2000

London · Die 39 Toten, die östlich von London in einem Anhänger entdeckt wurden, kommen aus China. Woran sind sie gestorben? Der Lkw-Fahrer steht unter Mordverdacht - ist er womöglich unschuldig?

 Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten an einem LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden.

Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten an einem LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden.

Foto: dpa/Aaron Chown

Bei den in einem Kühllastwagen in der Nähe von London gefundenen 39 Toten handelt es sich nach ersten Erkenntnissen der Polizei um Chinesen. Mitarbeiter der chinesischen Botschaft seien auf dem Weg zur Hafenanlage von Tilbury, wohin der Lkw inwischen für die Untersuchungen gebracht wurde, erklärte das Außenministerium in Peking am Donnerstag. In der Nacht hatten Beamte im Zuge der Ermittlungen drei Wohnungen in Nordirland durchsucht, die im Zusammenhang mit dem festgenommenen 25-jährigen Lkw-Fahrer stehen sollen.

Die Leichen waren am frühen Mittwochmorgen in einem Industriegebiet in Grays östlich von London in einem Kühlcontainer auf dem Lastwagen entdeckt worden. Die Ermittler gingen davon aus, dass alle Opfer chinesische Staatsangehörige seien, erklärte die Polizei von Essex am Donnerstag. Es handele sich um acht Frauen und 31 Männer.

Größte Mordermittlung in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren

Gerichtsmediziner sollen laut Polizei nun zunächst untersuchen, wie genau die Opfer zu Tode gekommen sind. Anschließend soll versucht werden, die Toten zu identifizieren. Dies könne längere Zeit in Anspruch nehmen, erklärte die Polizei. Es handelt sich um die größte Mordermittlung in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren.

Die Polizei bestätigte am Donnerstag die Durchsuchung von drei Wohnungen in Nordirland. Sie sollen im Zusammenhang mit dem 25-jährigen Fahrer des Lastwagens stehen. Der war nach dem Leichenfund am Mittwoch wegen Mordverdachts festgenommen worden und sitzt weiter in Untersuchungshaft.

Der Lastwagen war in der Nacht zum Mittwoch in einem Industriegebiet in Grays entdeckt worden. Nach Polizeiangaben war der Lastwagen-Container in der selben Nacht vom belgischen Hafen Seebrügge aus ins britische Purfleet gelangt, wo er auf den Lkw verladen wurde. Purfleet liegt unweit des Leichenfundorts in Grays.

Die belgische Staatsanwaltschaft erklärte unterdessen, der Container habe am Dienstag den Hafen von Seebrügge passiert. „Es ist unklar, wann die Opfer in den Container gekommen sind und ob dies in Belgien geschah“, erklärte die Ermittlungsbehörde. Die Überfahrt von Seebrügge nach Purfleet dauert zwischen neun und zwölf Stunden. Nach britischen Polizeiangaben war die Sattelzugmaschine des Lkw am Sonntag per Fähre aus dem irischen Dublin ins walisische Holyhead gekommen.

Nach britischen Behördenangaben stieg die Zahl der Einwanderer, die illegal in Fracht-Containern und Lkw nach Großbritannien geschmuggelt werden, im vergangenen Jahr. Dabei würden zunehmend „hochriskante Methoden“ genutzt, warnten die Behörden im Mai.

Der Fall weckt Erinnerungen an eine Tragödie aus dem Jahr 2000: Damals waren im südenglischen Hafen von Dover in einem Lastwagen die Leichen von 58 chinesischen Einwanderer gefunden worden.

(afp/dpa)
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