Erol Sander im Interview: „Meine Schule war das Leben“

Erol Sander spricht über seine Vorbildfunktion als türkischer TV-Kommissar und über seine Geburtsstadt.

Berlin. Ob als smarter TV-Kommissar oder als edler Indianerhäuptling Winnetou: Erol Sander macht immer eine gute Figur. Seit fünf Jahren verkörpert das ehemalige Model in der ARD-Krimireihe „Mordkommission Istanbul“ den pflichtbewussten Ermittler Mehmet Özakin.

Herr Sander, mit den neuen Folgen von „Mordkommission Istanbul“ können Sie ein kleines Jubiläum feiern.

Erol Sander: Wir haben Hammerquoten, und ich bin froh, dass die Reihe ankommt. Wir wollen mit „Mordkommission Istanbul“ einen „Tatort“ in Istanbul machen und mit der Figur des Kommissars Geschichten über diese tolle Stadt erzählen — die Deutschen sind ja bekanntlich Krimifans.

Kennen Sie sich in Ihrer Geburtsstadt Istanbul aus?

Sander: Mein Zuhause ist München, mein Ursprung ist die Türkei. Ich konnte das Land in meiner Jugend nicht so wirklich entdecken, jetzt entdecke ich es im Film mit meiner Arbeit, quasi mit dem Zuschauer zusammen. Natürlich habe ich dort noch Verwandte, aber wenn ich runterfliege und meine Großeltern oder Freunde besuche, dann ist das etwas anderes. Als Kommissar erkunde ich die Stadt jetzt erst so richtig und beginne sie zu verstehen.

Was sprechen Sie eigentlich besser: Türkisch oder Bayrisch?

Sander: Ich spreche besser Bayrisch als Türkisch, muss ich gestehen. Ich bin einfach außer Übung gekommen, weil ich mit fünf Jahren das Land verlassen habe. Ich bin bei meinem türkischen Vokabular im Grunde auf dem Stand eines Kindes stehengeblieben, weil ich in Deutschland aufgewachsen bin. Das ist einfach mein Zuhause, ich habe ja auch einen deutschen Pass.

Als echter Bayer gehen Sie sogar wandern . . .

Sander: Das sind halt so die Traditionen aus meiner Heimat München. Ich bin hier aufgewachsen, ich hatte das Glück, diese Bildung zu genießen, auch dadurch, dass ich Bafög bekommen habe. Das Land hat mich unterstützt und mir ermöglicht, dahin zu kommen, wo ich heute bin. Dafür möchte ich etwas zurückgeben, indem ich meinen Job, den des unterhaltenden Schauspielers, so gut wie möglich mache.

Sind Sie stolz, dass Sie den ersten türkischstämmigen TV-Kommissar im Fernsehen gespielt haben?

Sander: Sinan Toprak war ja deutscher als die Deutschen, weil er sich so stark angepasst hatte. Aber er war der erste Hauptkommissar türkischen Ursprungs. Damals hat sich die Fernsehwelt den realen Verhältnissen in der Gesellschaft angepasst — das war ein guter Weg, und dass ich ein Teil davon war, macht mich glücklich. Es gab 1999 ja schon Leute mit türkischen Wurzeln, die Chefredakteure, Polizisten oder Politiker waren, die Medienwelt hat sich da der Realität angeglichen. Es gab später drei namhafte türkischstämmige Schauspieler, die sich bei mir bedankt haben, dass ich den Vorreiter gespielt habe und dass ich ein Vorbild für sie sei. Das macht mich natürlich stolz.

Wie geht es mit „Mordkommission Istanbul“ weiter?

Sander: Es wird auf jeden Fall weitergehen, wir wollen mit den Geheimnissen und der Geschichte der Stadt spielen, weiterhin an Filme wie „Topkapi“ oder „Mord im Orientexpress“ anknüpfen. Wie entwickeln Sie sich schauspielerisch weiter? Sander: Das hat mit Weiterentwickeln nichts zu tun. Mir ist es egal, ob ich einen Liebesfilm mache oder einen Hollywoodfilm, ich will die Leute unterhalten, es soll ihnen Spaß machen. Egal was ich drehe, ich will es mit Herzblut machen, schließlich lebe ich ja nur von meinen Quoten. Ich habe keine Schauspielschule absolviert, meine Schule war das echte Leben — vielleicht spüren die Zuschauer diese Authentizität. Die Zuschauer haben entschieden, dass sie Erol Sander sehen wollen, und das macht mich froh.

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