Eisbär-Show: Knuddel-Knut macht harte Männer weich

Die Welt schaut wieder auf Berlin – zum großen Auftritt des süßen Flausch-Babys.

Berlin. Knut blieb cool. Bei seiner öffentlichen Premiere bewältigte das Berliner Eisbärbaby gestern den Stress im Zoologischen Garten glänzend. Sein Auftritt ging an Herz und Gemüt, machte selbst harte Männer vor dem Redaktions-Fernseher weich.

Unter Rufen des Entzückens vieler hundert Reporter und Zaungäste schnüffelte und tapste der zurzeit beliebteste Berliner in allen Ecken und Verstecken auf dem Bärenfelsen herum. Nur als ihm die Zurufe von Kameraleuten aus aller Welt und die fremden Gerüche zu viel wurden, flüchtete er sich zu Ziehvater Thomas Dörflein. Das süße Knuddelbärchen krabbelte am Hosenbein des Pflegers hoch, lutschte an seinem Daumen und schleckte ihm quer über die Nase.

500 Journalisten und Kamerateams aus aller Welt standen zweieinhalb Stunden vor Knuts Erscheinen an der Braunbärenfreianlage. Zoobesucher warteten eine Stunde vor Kassenöffnung am Eingang. Schulklassen riefen: "Wir wollen Knut sehen!".

Es war zu spüren, welche Rolle dem Bärchen nun im Kampf um das Überleben seiner bedrohten Art zukommt. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte Knut zum Maskottchen der Internationalen Artenschutzkonferenz 2008 in Bonn. Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz und Bären-Experte Heiner Klös kürten den Bären zum "Botschafter der Stadt Berlin in der internationalen Debatte um den Klimawandel" und nannten ihn einen "idealen Vertreter einer sehr bedrohten Tierart". Von heute an können sich die Besucher täglich von 11 bis 13 Uhr an der neuen Attraktion im Zoo erfreuen.

Die Zoo-Tierärzte waren mit der Show sehr zufrieden. Es hatte Befürchtungen wegen or zu viel Stress für den kleinen Kerl gegeben. "Doch wir sind sehr froh, es ist praktisch alles perfekt gelaufen", sagte Tierarzt Ragnar Kühne. "Knut ist fit und stabil", meinte Kollege Andreas Ochs.

Familie: Knuts Mutter Tosca (20) arbeitete früher im Staatszirkus der DDR und nach der Wende für die Berliner Circus Union. Als das Unternehmen 1998 abgewickelt wurde, kam sie in den Berliner Zoo, wo sie Knuts Vater Lars kennen lernte.

Tragödie: Nach der Geburt von Zwillingen vor vier Monaten weigerte Tosca sich, die Jungen anzunehmen und legte sie vor der Höhle ab. Tierpfleger Thomas Dörflein angelte beide mit einer Stange aus dem Käfig. Einer der kleinen Bären starb nach einem Tag, aber Knut überlebte zunächst im Brutkasten und dann in einer kleinen Kammer, in der Dörflein sich Tag und Nacht um ihn kümmerte.

Pate: Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Patenschaft für Knut übernommen und kündigte eine erkleckliche "Gage" für Knut an. Üblich ist die Übernahme der Futter- und Pflegekosten für mindestens ein Jahr, die bis zu 10 000 Euro betragen können.

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