Ein Wuppertaler in Rumänien: Buchhandlungen und ein eigener Verlag

Jens Kielhorn betreibt seit acht Jahren ein Büchercaf in Sibiu.

Sibiu. Direkt am zentral gelegenen Astra-Park führt ein landestypischer Rundbogen in den Hof eines Gründerzeitbaus. In dem historischen Teutsch-Haus, einer Begegnungsstätte der deutschsprachigen evangelischen Kirche in Rumänien, hat Familie Kielhorn aus Wuppertal ihr Erasmus-Büchercafé eröffnet.

Seit acht Jahren leben die Kielhorns mit ihren drei Kindern in Sibiu, wie der rumänische Name für Hermannstadt lautet. „Die Leute hier haben eine ungemein freundliche Mentalität“, sagt Jens Kielhorn. „Man rennt offene Türen ein. Nicht zuletzt deshalb, weil man als Deutscher einen Vertrauensvorschuss genießt.“

Inzwischen hat der Wuppertaler Verkehrsingenieur in Rumänien mehrere Buchhandlungen eröffnet und 2007 sogar einen eigenen Verlag gegründet. „Ich hatte immer den Wunsch, ins Ausland zu gehen“, sagt Kielhorn. „Rumänien hat mir von meinen Reisen her sehr gut gefallen.“ Bei einem Studentenaustausch hat er seine Frau Liana kennengelernt, die Nordsiebenbürgerin begeisterte Kielhorn fürs Buchgeschäft.

„Meine Frau hatte schon in Deutschland die Idee für ein Büchercafé“, erklärt der 45-Jährige. „Aber das wollten wir dann in Rumänien machen.“ Mit Erfolg: Die Buchhandlung floriert. „Von den deutschen Einheimischen wird sie gut angenommen, und natürlich kommen Touristen.“ Auch bei den Rumänen sind die deutschsprachigen Bücher beliebt, denn in der siebenbürgisch-deutsch geprägten Stadt sprechen viele Deutsch. In dem Ort mit 150 000 Einwohnern gibt es neben der deutschen Gemeinde eine deutschsprachige Zeitung, ein deutsches Gymnasium, eine deutschsprachige Abteilung am Nationaltheater und eine rumänisch-deutsche Universität.

Und den deutschsprachigen Schiller-Verlag, den Jens Kielhorn 2007 gegründet hat. „Der Verlag hat eine Nischenfunktion für deutsch-siebenbürgische Literatur“, sagt der Verleger. Zum Programm gehören Romane, Gedichtbände, Geschichtsbücher, Erinnerungen und Reiseberichte rund um das „Land hinter den Wäldern“, wie Transsilvanien übersetzt heißt.

Kurioserweise wurde das erste Buch des Verlages fast ein Bestseller: ein siebenbürgisches Kochbuch. Die Gerichte mit viel Speck, Fleisch und Wurst erfreuen auch den bundesdeutschen Gaumen.

Trotz der Neueröffnungen von Buchhandlungen hängt Kielhorn an Hermannstadt. „Es ist eine sehr persönliche Stadt mit einem ganz besonderen Flair.“ Für die Zukunft hat er sich vor allem eins vorgenommen: „Ich würde gerne den Deutschen die Angst vor Rumänien nehmen.“ Denn die müsse man nicht haben — vor allem nicht in der Stadt am Fuße der Karpaten.

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